Tennengebirge, Bleikogel, 2411 m, „Trickl“

Ungewöhnlich spät starte ich um 7.30 zum Bleikogel. Frischer Pulver ist angesagt und ich hoffe, diesen alleine genießen zu können. Allerdings steht schon ein Auto vor Ort, nur Spuren sehe ich keine. Das ist umso blöder, da der Einstieg zum Waldsteig mit 10 cm Neuschnee nur schwer zu finden ist. Nach dreimaligem Aufkreuzen finde ich den Weg und arbeite mich höher. Mühsame Angelegenheit, da ich immer wieder, trotz weniger Markierungen, den richtigen Weg verpasse.
Nach 1 1/2 Stunden darf ich dann endlich anschnallen und kann im jungfäulichen Schnee meine Spurleidenschaft ausleben. 20-30 cm mit guter Bindung zum Untergrund lassen Vorfreude aufkommen. Bis auf ein lustiges Vogelgezwitscher und meiner Schnauferei ist es völlig still. Und dann der Moment, wo man in die Sonnenstrahlen eintaucht. Glückgefühle kommen auf, man möchte schneller gehen, aber die Atemfrequenz mahnt zur Zurückhaltung.
Mit möglichst kurzen Spitzkehren, um die Schönheit des unberührten Schnees nicht zu zerstören, arbeite ich mich höher. Ich bin mit der Welt zufrieden, insbesondere, da bereits in der Ferne der Bleikogel grüßt.
Gerade als ich so dahinträume kommen mit plötzlich, wie aus dem Nichts, ca. 100 Hm unterhalb des Gipfels 3 Aspiranten entgegen. Ich verfalle in eine Schockstarre! „Das gibt es jetzt doch nicht. Die zerpflügen meine schönen Hänge!“ Beim Gruß muss ich meinen Schreck gut verbergen und rufe ihnen noch zu:“ Bitte lasst mir etwas Schnee übrig!“ Die Antwort: „ Wir wollen heute eh kein 2. Mal heraufgehen!“ Das beruhigt und ich schwanke weiter. Da! In der Scharte schon wieder einer und noch einer! Die kommen alle von der Laufenerhütte! Jetzt aber Gas geben. Alles was die Lungenflügel hergeben wird benutzt, aber am Gipfel treffen wir alle zusammen. Schnell 2 Fotos, ein Schluck aus der Pulle und Klack,Klack in die Bindung. Kurz vor der Abfahrt meint noch eine junge Alleingeherin, ob ich sie eventuell mit dem Auto zu ihrem Ausgangspunkt mitnehmen könnte. Kein Problem, wenn wir uns zufällig unten treffen, dann bringe ich sie rüber. Und los geht’s.
Pulver, Pulver, Pulver! Die 3 liegenden Spuren bereiten kein Problem. Es ist nur schön! Es gibt nur wenige Pausen, denn man kann gar nicht zum Schwingen aufhören. Viel zu schnell bin ich am Endpunkt angelangt. Die Schi auf den Rucksack und da kommt auch schon die Junge daher. Poah, die war jetzt aber ganz schön flott. Ob ich auf sie, wegen des blöden Abstieges, warten soll? Neinnein, sie kommt schon irgendwie runter.
Am Schlußweg zum Auto warte ich dann doch kurz und sie meint, sie bräuchte das Auto nicht, soweit ist es zu Fuß auch nicht !?? Ob sie denn häufig längere Touren geht, frage ich etwas mitleidig. Welche längeren Touren!???? Ach, ich mein nur so allgemein… Jetzt weiß ich wo ich stehe. Nachdenklich gehe ich zu meinem e-Auto und rolle lautlos an ihr vorbei.
Walter
Tourendatum: 11.4.2022





