Hochkönig, Ostkessel, „Charisma“, VI/Ao (VI+) 

Nach dem Einklettern am Schoberkopf muss nun etwas Größeres her. Die Tourenbeschreibung meint, man solle nicht zu früh aufsteigen, da der Einstieg lange im Schatten liegt ( bisca. 14.00Uhr). Somit treffen wir uns um 7.00 Uhr in Salzburg und deponieren das Auto um 8.00 Uhr beim Arthurhausparkplatz. Mit den gut bepackten Rädern ( inkl. warmen Sachen, wegen der Kälte und so) sausen wir sodann wieder abwärts und rüber zur Kopp-Hütte. Nun beginnt die doch längere Wanderung zum Ostkessel. Die Zeitabgabe zur Einmündung in das ansteigende Bachbett ist mit 20 Minuten deutlich untertrieben. Nach einer ¾ Stunde queren wir in den Felsstrom und schwitzen uns gehörig aufwärts. Von Kälte keine Spur. Schweiß tropft nur so und wir quälen uns förmlich aufwärts. Teilweise findet sich richtig schöne, leichte, plattigeKletterei, nur die letzten 100 HM bringen brüchiges Gelände vom Feinsten. Letztendlich dürfen wir nach 2 Stunden 15 unsere bereits etwas ermatteten Glieder an schmalen Absätzen ausstrecken. Von wegen Schatten bis 14.00 Uhr. Alles ist um 10.30Uhr bereits in der Sonne! Kurz gejausnet und ich starte in die erste Länge. Die Querung ist zwar nur mit III angegeben, aber der 2. BH ist erst nach 15 m und hier nur sehr umständlich zu klinken. Und nun geht es bergauf. Poah! Für VI sieht das ganz schön zackig aus. Auch die Hakenabstände sind für mein Gemüt ganz ordentlich. Zuerst einmal in den Ersten reinhängen und schauen. Nein, das geht nicht. Umkehren? Hier ginge es noch, denn wir sind nur mit einem Einfachseil unterwegs. Nein! Konzentrieren. Volle Spannung, nicht viel denken und Zack-Zack, ein Griff folgt dem Nächsten. Kleinste Tritte, doch der Fels ist so rau, sodass alles hält. Nun sollte ein 3er-Friend lt. Topo gelegt werden. Aber wo bitte sehr? Ich klemme einen unter eine Schuppe, aber der hält wahrscheinlich nur sich selbst und sonst nichts (zuletzt nicht einmal das). Nochmals kurze Spannung und der Stand ist rechts erreicht. Mal sehen was Gert wegen des Umdrehens meint. Er kämpft sich nach, macht aber am Stand keine Anzeichen von Umdrehen und geht in eine wunderschöne Platte weiter. Bohrhaken sind von nun an Mangelware. Im Führer wird die Absicherung mit ++++ , also das Maximum bei Kühbergers Bewertung angegeben. Davon sind wir allerdings, besonders in den leichteren Längen, meilenweit entfernt. Zusätzliche Sicherungen lassen sich ebenfalls in dem plattigen Fels nur sehr spärlich anbringen. Insgesamt konnten wir 3 mal einen 3er-Friend platzieren, sonst gibt es runoutsvon 15-20 Meter, oder auch mehr. Die schwierigsten Stellen sind allerdings relativ gut abgesichert, insbesondere die Schlüsselseillänge, welche dann Leider, in Anbetracht der sonnenbedingten Erschöpfung, gewürgt werden musste. Danach folgen noch 4 SL, nicht mehr schwerer als IV. Allerdings waren diese in der Kombination, Schwäche mit schlechter Absicherung auch nicht zu unterschätzen. Ein kurzer Wuzelkamin beschleunigt nochmals meine Atmung erheblich, denn der Rucksack wollte ja auch noch durch und so erreichen wir am letzten Zacken den Endstandplatz. Kurzes Leeren unserer letzten Trinkreserven. Gert geht die letzten 200 m zum höchsten Punkt  schon langsam vor, während ich das Seil noch aufnehme. Dann schleiche auch ich nach. Die Zunge klebt am Gaumen und die Sonne brennt unbarmherzig. Gott sei Dank haben wir den Abstieg über die Mitterfeldalmgewählt und müssen nun nicht zum Matrashaus hinauf, um  übers Birgkar abzusteigen. Ungewohnt langsam geht es bergab. Einige Hüttengäste kommen uns entgegen. Viel grüßen können wir nicht, denn die Zunge ist eingetrocknet. Bis zur Torsäule zieht es sich gewaltig. Der Karst gibt den Weg vor. Rauf, runter, rüber, hinüber, herüber. Dicht gesetzte Markierungsstangen ersparen uns das Denken bei der Wegsuche. Endlich die Torsäule! Nun geht es besser. Gert gibt plötzlich Gas. Er riecht förmlich das Bier auf der Mitterfeldalm. Bei der Mandlwandquerung hören wir wieder die Hirsche röhren. Allerdings interessiert es uns wenig. Der Fokus liegt bei der Alm, welche wir nach 2 ½ Stunden auch erreichen. 1 Bier, 1 ½ Liter Apfelsaft und 2 Kaspressknödelsuppen  lassen die Lebensgeister in uns wieder erwachen. Die letzten Meter zum Auto gehen nun deutlich besser. Noch schnell die Räder von der Kopp-Hütte holen und nach Hause.

Was für eine großartige Tour, welche auf Grund des langen Zustieges, der Einsamkeit, der spärlichen Absicherung und des langen Abstieges nicht unterschätzt werden darf. 

Walter​​​​​​​

Tourendatum: 25.9.2021