Tennengebirge, Pfaffleitn, „V-Stil“, VI+

Auf Grund der aktuellen Wettersituation wird aus einer DVT (Donnerstag Vormittag Tour) eine MNT ( MittwochNachmittag Tour).  Auch für Hartmut lässt es sich einrichten und um 14.45 Uhr starten wir zügig vom Eisriesenparkplatz zur Pfaffleitn. Wie üblich gibt Hartmut Gas und ich muss irgendwie versuchen, meine soeben verspeiste Buchtel unterhalb des Zwerchfelles zurück zu halten.  Letztendlich gelingt es wieder nur mit einer Tempodrosselung um ca. 2 km/h. Trotzdem sind wir nach 45 Minuten am Einstieg und sind ganz überrascht, dass noch eine weitere Seilschaft am werkeln ist. 

Ein kurzer Schluck aus der Wasserflasche und ich schleiche die erste SL aufwärts. Hartmut meint, die ersten 4 SL mit III und IV wären wohl seilfrei möglich, doch ich bin um unseren Strick ganz froh, denn die Platten lassen eine gewisse Grundrauigkeit vermissen. Allerdings kann man bei der weiträumigen Absicherung auch wieder über seilfreies Klettern diskutieren.  

Rasch sind die gemütlichen 4 SL vorbei und jetzt steilt es auf. Eine kurze Rinne nach links gequert und Hartmut findet sich in den tritt- und grifflosen VI- Platten wieder. Man kann förmlich das Quietschen seiner Sohlen am Fels hören, oder sind es eher die Zähne beim Zusammenbeißen. Egal, irgendwie ist der Stand erreicht und ich darf nach schleichen. Als 2. Ist die Sache natürlich nur halb so wild, weshalb ich dann auch gleich die nächste SL angehen darf. Ein gefühlvoller Aufsteher nach rechts und dann zu einem nassen Riss, der Schlüsselstelle. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als den rechten Fuß in den schmierig nassen und bemoosten  Riss zu klemmen. Links auf die Platte, etwas piazen, rechts raus und erledigt ist die Sache. Von nun an wird die Wegsuchezwischen Latschen, Wacholderstauden und Grasbüschel eine Herausforderung. Die Bohrhakendichte hilft auch nicht weiter, denn sie existiert nicht. Irgendwann schwinge ich mich halt, im Gras verbeißend,   nach rechts und ergreife den Stand. Die nächste Seillänge beginnt mit VI und mündet in eine V er „Runout“-Platte. Wenn man das als erwähnenswerten runoutbezeichnet, dann waren die ersten Seillängen Superrunouts. Ich würde eher von Genusskletterei sprechen. Hartmut bestätigt das und schwingt sich an Latschen auch sogleich zum nächsten Stand, 15 Meter entfernt. Nun noch das Finale mit 45 Meter VI und VI-. Gefinkelt und ich kann nur sagen, wenn die Latschen nicht gewesen wären, ich hätte nicht gewusst, wie es geht. Dann noch ein paar Plattenschleicher und vorbei ist der Spaß. Pünktlich um 18.00 Uhr, denn ich wollte, egal was kommt, um 18.00Uhr umkehren.  Hartmut kann gerade noch am Stand anschlagen und schon wird er abgelassen.  Das weitere Abseilen geht überraschend gut. Die Rucksäcke werden geschultert und ½ Stunde später sitzen wir auch schon im Auto. 

Was freue ich mich am Donnerstag in der Früh, als es stark bewölkt beim Fenster herein schaut. 

Walter​​

Tourendatum: 25.8.2021