Hochkesselkopf 2454m, „Mit 66 Jahren“, VI+

Der Bratschenkopf am Hochkönig wäre das Ziel. Doch ich fürchte ein typisches „Einnebeln“ in den Südwänden und somit muss bei der Wetterlage etwas anders her.  Die “Mit  66 Jahre“ am Hochkesselkopf ist mir schon länger im Kopf und es benötigt keinerlei Überredungskunst bei Hartmut, dass ich ihn zu der Tour umstimme. Wahnsinn! Ist der Mensch unkompliziert!!!

Abmarsch bei der Oberhofalm um 7.15 Uhr  und um 9.00 Uhr stehen wir auch schon eingebunden am Einstieg. Einige Steinsalven aus der Südwest-Wand lassen das alpine Ambiente in diesem Winkel erahnen. Helm auf, Ohren anlegen und schon steige ich in die erste Länge. Rauer griffiger Fels lässt  mir fast einen Juchizer entkommen , doch der bleibt bei der nächsten Steinsalve im Hals stecken.  Hartmut ist kurze Zeit später bei mir am Stand und wir rätseln, woher die Steine wohl kommen mögen.  Hartmut steigt weiter in eine wunderschöne Wasserrillenplatte und wie durch ein Wunder ist jetzt Schluss mit Steinflug. Nach einer weiteren VI+-Länge  lüftet sich das Geheimnis für den Steinschlag. Die folgenden 4 SL sind eher wankelmütig, aber leicht. Rasch sind wir da vorbei und sind froh, dass uns keine Seilschaft folgt, denn das eine oder andere Steinchen wurde trotz größter Vorsicht zu Tale geschickt. Die 8. SL erfordert beherztes Strecken und Henkelschwingen, gepaart mit Dehnungsübungen für die steifen Hüften. Gute Absicherung und fester Fels. Wirklich sehr schön. Im Prinzip geht es immer gutmütig dahin. Auch die berühmte Head-Wall ergibt sich ohne besondere Probleme, wobei ich persönlich die 8. SL als schöner empfand. Aber das ist Nörgelei auf höchstem Niveau. Die gesamte Tour ist wirklich einen Ausflug wert. Die Schlussseillänge ist  nur noch eine Ehrensache. Abschließend hetzen wir den Gipfelaufbau hinauf und wundern uns über unser  starkes Schnaufen. Um 12.30 Uhr dürfen wir uns die Hände schütteln und gönnen uns doch eine 10 minütige Pause. Hartmut hat noch weniger Sitzfleisch als ich und schon tänzelt er  mit seinen Schistöcken ( was man nicht alles durch eine Klettertour durchzieht)  leichtfüßig talwärts. Der Abstieg zieht sich dann doch etwas und muss zuletzt mit biozertifiziertem ,naturtrübem Apfelsaft aus Äpfeln von biologischen Streuobstwiesen auf der Oberhofalm  hinuntergespült werden. Lecker !!!

Walter​​

​​​​​Tourendatum: 22.7.2021