Hochkönig, Östlicher Schoberkopf, „Genusskönig“, VI

DVTs sind eine echte Lebensbereicherung! Man muss halt frühes Aufstehen mögen und so wird der Elektrostartknopf um 4.15 Uhr gedrückt. Man glaubt es nicht, aber es sind schon Wanderer um Viertel nach Fünf unterwegs. Diese sind rasch überholt und in absoluter Einsamkeit können wir unserem Kletterziel entgegen eilen. Eilen ist gut gesagt, denn Hartmut legt ein Tempo vor, das ich nicht mithalten kann. Na dann eben 2 km/h langsamer und dann geht’s.

Wie üblich ist der Sonnenaufgang, von der Mitterfeldalm aus gesehen, ein Traum. Urzeitlich wirkt alles. Herrlich! 
Nach 1 ½ Stunden ist die Einstiegsschlucht erreicht, aber der Einstieg selbst benötigt etwas Sucharbeit. Nach relativ kurzer Zeit ist allerdings alles klar und es kann losgehen. Der Quergang in der ersten Seillänge ist ein Genuss, nur, wo ist der Standplatz? Lt. Topo sollte dieser am Ende des Querganges sein. Das stimmt allerdings nicht; man muss danach noch die tiefe Wasserrille emporturnen! Aber von da an ist der Weiterweg völlig klar. In Wechselführung geht es zügig aufwärts, was auch notwendig ist, denn erstens wartet die Arbeit zu Mittag und zweitens dreht der Fön langsam auf. Na, das kann beim Abseilen ja heiter werden! Zum Glück kommen wir allerdings immer wieder in den Windschatten und so ist das Klettern erträglich. Hartmut stemmt sich über den „dubiosen Überhang“. Beim Nachklettern hat man das Gefühl, dass der Block jeden Moment herausgerissen wird. Aber irgendjemand hat ihn gut eingebaut. Die letzte (Schlüssel)Seillänge fällt an mich. Sie ergibt sich relativ unkompliziert. Unter dem Bohrhaken nach links gequert, denn eine Schuppe angesteuert und mit einem kurzen Piaz ist die Sache auch schon wieder vorbei. Der reine Genuss!

Kurzes Händeschütteln und sofort wird der, unmittelbar neben dem Stand befindliche, Abseilstand in Beschlag genommen. Der Wind erfordert ein kontrolliertes Ablassen. Es geht aber der gesamte Abseilakt besser, als befürchtet und um 10.00 Uhr stehen wir schon wieder in der Zustiegsschlucht. 

Das Abklettern zu den Rucksäcken erfordert noch ein wenig Konzentration, aber auch das ist schnell vorüber. Nun geht es mit langen Schritten der Mitterfeldalm entgegen. Hier wird in das obligatorische Kletterbuch eingetragen. Nur das Nussstangerl mit Kaffee geht sich nicht mehr aus. Aber eines  einpacken für die Frau ist noch drin. 

Arbeitstag, du kannst beginnen!

Walter​​​​​​​

Tourendatum: 8.7.2021