Ankogelgruppe, Hochalmspitze, 3360 m

Am Donnerstagvormittag sause ich noch schnell vor der Arbeit auf die Heinrich-Hackelhütte und unterhalte mich mit dem neuen, ausgesprochen freundlichen Hüttenwirt. Beim Abstieg kommt mir in den Sinn, ich könnte ja einen anderen freundlichen Menschen anrufen und da kommt mir der A.Andreas in den Sinn. Er hebt sogar ab und nach wenigen Worten meine ich, ob er nicht mit auf die Hochalmspitze am Samstag gehen möchte. Bei 4 stündiger Anfahrt habe ich mit einer Zusage gar nicht gerechnet, aber er sagt spontan ja! So etwas habe ich ja noch nie erlebt, denn auch seine Partnerin die Andrea ist ebenfalls spontan mit von der Partie.
So kommt es, dass die beiden schon am Freitagabend an der Schönau-Brücke Stellung beziehen und wir vereinbaren, dass sie eine halbe Stunde vor meiner Ankunft bereits losgehen. Knapp nach sechs Uhr komme ich an und bin ganz baff, dass da zumindest 20 Autos stehen! Es gibt inzwischen einfach viele gut trainierte Schitourengeher und alle wollen sich bewegen.
Nach 15 Minuten könnte man schon die Schi anlegen, aber ich bleibe vorerst bei den Turnschuhen. Das ist fellschonender und irgendwie schneller. Als aber der Forstweg eine geschlossene Schneedecke zeigt, sattle auch ich um. Endlos lange Kehren mit geringer Steigung fressen die Zeit. Ich überhole eine 3 er, eine 6 er und eine 2 er Partie und dann kann ich endlich die Villacher-Hütte in der Ferne erkennen. Nur nicht zu schnell gehen, denn der Weg ist noch weit. Und dann, nach 2 Stunden, endlich sehe ich zwei im Schnee sitzen. Freudig ist die Begrüßung, als wären wir schon ewig Tourenpartner, dabei ist das heute erst die 2. Skitour!! Aus diesem Grund setze ich mich erst einmal dazu. Die erste Jause braucht einen Ortswechsel und in einer vertrauten Selbstverständlichkeit ratschen wir dahin. Man könnte fast das Weitergehen vergessen. Aber dann muss es doch sein. Andreas legt einen Westalpenschritt ein und wir ziehen gemächlich höher. Die Schneeverhältnisse könnten nicht besser sein. Der Harsch geht in gepresstem Pulver über und eine perfekte Spur lässt an einem Gipfelerfolg keine Zweifel aufkommen.
Nach 1 ½ Stunden gibt es erneut eine kurze Stärkung und wenig später muss Gewand ergänzt werden, denn ein strenger Nordwestwind zeigt an, dass man im Hochgebirge unterwegs ist.
Irgendwann stehen wir dann am Schidepot und tauschen Felle gegen Steigeisen. Der Schlussanstieg braucht dann noch etwas Gleichgewichtsgefühl und dann stehen wir oben. Der Platz am Gipfelkreuz reicht gerade für uns drei. Die Rundumsicht ist berauschend. Als würde es nur Berge geben. Trotzdem verweilen wir nicht lange. Der Wind lässt keine Gemütlichkeit aufkommen. Rasch rein in die Schi und ab geht die Post. Gerade wollen Andrea und ich in die Pulverhänge reinstechen, als plötzlich Andreas fehlt! Nach kurzer Rundumschau entdecken wir ihn im Sprint auf den Großelendkopf mit 3317m noch ein kleiner Seitenhieb. Lust, ihm nachzurennen, haben wir beide nicht, aber warten müssen wir auch nicht lange. Nach geschätzten 10 Minuten ist er auch schon wieder bei uns und dann geht es die endlosen Hänge im Pulver abwärts. Ab und zu hört man einen Juchizer und nur wenn die Luft draußen ist, bleiben wir kurz stehen. Man kann nicht aufhören. Dass uns heute ein derart perfekter Tag geschenkt wurde, gehört extra im Tourenbuch vermerkt. Da das Wetter zu schön ist und die Landschaft zu großartig, bleiben wir dann doch noch am Übergang Pulver-Firn sitzen. Man möchte das Erlebte festhalten und so bleiben wir in dieser wunderbaren Natur noch eine Weile. Aber der Aufbruch bleibt nicht aus und im Firn rauschen wir den Autos entgegen. Eine kurze Tragestrecke stört nicht weiter.
Andreas möchte mich noch ein wenig zum Verweilen überreden, aber ich muss leider ausschlagen. Meine liebe Familie möchte mich heute auch noch gerne sehen und so fahren wir wieder unserer Wege. Versprechungen für weitere Touren werden natürlich abgegeben.
Vielen Dank Andrea und Andreas (was für ein Glück für mich, denn ich kann mir Namen nur schwer merken) für den tollen Tag!
Walter
Tourendatum: 8.5.2021