Venediger Gruppe, Plattiger Habach, 3207m

Endlich ist sie wieder da, die herrliche Firnzeit. Das bedeutet: Tagwache 3.00, Abfahrt 3.20, Abmarsch 5.45 beim MatreierTauernhaus. Es sind schon einige Autos vor Ort.
Wir überholen im zügigen Schritt etliche Frühaufsteher und alle wollen sie zum Großvenediger. Gott sei Dank biegen wir am Talschluss rechts ab. Gerhard trägt die Schi am beinharten Firn lieber. Das ist Knöchel schonender. Aber er setzt zum Teil Laufschritttempo an und nur mit Mühe kann ich ihm folgen. Zum Glück ist das morgendliche Panorama ein Foto wert und so kann ich kurz pausieren. Aber nicht lange, denn Gerhard hat schon wieder einen deutlichen Vorsprung. Nach knapp einer Stunde zweigen wir ins Viltragental ab. Nur wenige Abfahrtsspuren weisen uns den Weg und in idealem Schigelände geht es aufwärts. Das Tal weitet sich und wir können das Panorama mit Kleinvenediger zur Linken, Plattiger Habach zur Rechten und Anstieg zum Untersulzbachtörl in der Mitte bewundern. Bei so viel Gegend muss eine Jausenpause her! Das gibt auch Zeit zum Montieren der Harscheisen, denn nun wird es zum Viltragenkees hinauf steiler. Gerhard trägt wieder die Schi und für ein kurzes Teilstück muss auch ich die Schi schultern. Knapp bevor es wieder flacher wird, zeigt sich uns eine kleine Spalte. Ob Randkluft oder Gletscher ist uns wurscht. Nur schnell drüber. Eine Abfahrtsspur zeigt die Richtung an und das kupierte Gelände lässt Vorfreuden auf die Abfahrt aufkommen. Nur Gerhard macht mir etwas Sorgen. Er wird deutlich langsamer. Schleppt sich förmlich weiter und meint, irgendetwas stimme mit seiner „Pumpe“ nicht. Wir gehen ganz langsam weiter und 50 Hm unter der Habachscharte braucht er erneut eine Pause. Ich spure zur Scharte und warte auf ihn. 10 Minuten später ist er auch schon wieder da. Es geht offensichtlich besser. Beim Blick in die Nordflanke spuren gerade 2 Aspiranten im 20 cm tiefen Pulver vom Habachtalsteil die Schlussflanke bergauf. Was für ein Glück. Wir queren rüber, wobei mir eine kurze Abfahrt ins flachere Gelände sympatisch wäre. Gerhard meint allerdings, in seinem Zustand bräuchte er keine zusätzlichen Höhenmeter und schon spurt er im 35-40° steilen Hang hinüber. Ich schalte zur Vorsicht den Lawinenpieps ein, er wird aber zum Glück nicht benötigt. Der Schnee ist sehr gut gesetzt. Nach dem Steilhang bittet mich Gerhard allerdings erneut, alleine weiter zu gehen. Er wartet auf mich und wird hier seine Kräfte für die Abfahrt schonen. So schnell es meine „Pumpe“ erlaubt strebe ich somit dem Gipfel zu, der auch relativ rasch erreicht ist. Kurzes Geplauder mit den beiden sympatischen Spurern, Gipfelfoto, weg mit den Fellen und zurück zu Gerhard. Dieser kommt langsam entgegen, aber beim Treffpunkt will er dennoch umkehren. Schade, aber es gibt Schlimmeres.
Nach sehr guter Pulverabfahrt wechseln wir wieder auf die Südseite und hier lässt anfänglicher Bruchharsch die Spuren breiter werden. Wir entschließen uns zu einer Pause, damit der Harschdeckel weicher wird. Nach nur 20 Minuten ist es dann auch schon so weit und je tiefer wir kommen, desto besser wird der Firn. Traumhafte Hänge lassen gelegentlich einen Juchizer der Kehle entkommen. Auch wenn man nicht will, müssen wir dennoch ab und zu stehen bleiben, damit dasSchöne nicht so schnell vorübergeht. Das Geschiebe von Innergschlöss zum Matreier Tauernhaus lassen wir über uns ergehen und um halb zwölf gleiten wir bereits elektrisch dem Felbertauern entgegen. Wieder einmal eine perfekte Schitourmit Gerhard, die aber leider durch seinen Zustand etwas an Glanz eingebüßt hat. Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser!!!
Walter
Tourendatum: 24.4.2021