Schüsselkarspitze, Knapp-Köchler, VII

Es zeichnet sich ein spätsommerliches Wochenende ab, und die sonnige Südwand der Schüsselkarspitze liegt gerade nah genug, um den Reiseaufwand mit der noch jungen Family überein zu bringen. Ich kann Romi für eine gemeinsame Tour begeistern. Wir starten eher früh, dafür bei umso sommerlicheren Temperaturen über den wackeren Weg direkt zur Wangalm. In der Morgensonne glühende Berge und Hochnebel im Tal sind unsere Begleiter. So verfliegt die Zeit und wir den Berg hinauf. Unterhalb der Wand ist es angenehm ruhig. Nur eine Seilschaft steigt bereits in die Siemens-Wolf ein. Uns aber zieht es weiter rechts zur der weithin sichtbaren, kompakten Platte – die Knapp-Köchler soll es werden.
Romi trägt das Seil die ersten Meter hinauf, bis es mit der Plattenquerung in der nächsten Seillänge gleich gut im sechsten Grad zur Sache geht. Ich schiebe mich vorsichtig Schritt für Schritt rechts aufwärts – noch über den Aufschwung – durchatmen. Romi kommt etwas eleganter nach und meistert die kommende 7er-Seillänge auf Anhieb. Nicht ganz ohne Verschnaufpause folge ich ihm und führe mit bereits etwas dickeren Armen die Verschneidung. Bald stehen wir unter dem Dach in der fünften Seillänge. Romi schaut sich die entscheidenden Züge aus der Nähe an und zieht anschließend durch. Mir gelingt es auch hier nicht auf Anhieb, aber schlussendlich stehen wir zu zweit am Stand. Wir steigen die letzten drei Seillängen weiter im Wechsel, wobei diese bei deutlich spärlicherer Absicherung noch recht ordentliche Kletterstellen aufweisen. Sogar klassisch auf Kamin darf geklettert werden.
Viel Zeit bleibt nicht am Gipfel, ist der Abstieg ja auch nicht der direkteste. Vorsichtig bewegen wir uns entlang des Westgrates bis zu den Abseilern zur und von der Wangscharte. Am Wandfuss angekommen nimmt der Durst die Beine in die Hand, und nicht viel später sitzen wir mit entsprechender Stärkung auf der Wangalm.
Fazit: Großartige, trotz vorbildlich behutsamer Sanierung zwingende Kletterei. Friends und Klemmkeile gehören auf jeden Fall an den Gurt.
Kay, 13.09.2020