Sonnwendfeuer 2020

Olivia und ich starten gegen halb sechs vom Hafelekar in Richtung Kemacher. Der Nebel ist leider nicht dicht genug und wir finden doch glatt den Einstieg in den Klettersteig. Somit ist die letzte Ausrede doch in der warmen Stube zu bleiben nichtig. Die Horde bierdosenbewährter Deutschnationaler am Kar tut ein Übriges, dass wir unser Heil im Fels suchen. Immer wieder treibt der kalte Wind noch kältere Regentropfen her. Das Regengewand kann endlich mehr tun als nur im Schrank zu hängen. Nach einiger Zeit taucht eine schemenhafte Gestalt am Grat auf – alle Achtung, Peter lässt sich das Feuerbrennen nicht nehmen! Somit zählt die Klubtour. Gegen sieben Uhr stehen wir am Kemacher und kühlen doch schneller aus als gedacht. Gut, dass der Rucksack voll mit Brennmaterial ist und bald wärmt uns ein kleines Feuer. Fehlt nur noch das Grillgut, aber es dauert nicht lange und der Vorstand liefert mit schnellem Schritt und kurzer Hose (je weniger man anhat, desto weniger kann nass werden) frische Würsteln. Er hat mit Stefan und Lukas den ehrlichen Weg mit dem Rad über die Höttinger Alm gewählt und dafür wurden sie mehrmals sauber eingeweicht. Nach dem kulinarischen folgt der pyrotechnische Höhepunkt. Etliche Barren aufgetürmt und ein ordentlicher Schluck Spiritus ergeben ein stattliches Feuer, das allerdings nicht ausreicht, den Nebel zum Aufsteigen zu zwingen. Somit sieht im Tal niemand unsere Anstrengungen und die Angelegenheit bleibt privat. Sobald es Zeit für die Stirnlampe ist, steigen wir zum Langen Sattel ab. Wir verabschieden uns von den Radlfahrern, die die Direkte zur Alm nehmen, und wir rutschen im Letten zur Seegrube, wo wir noch mit der allerletzten Gondel nur mit dem Bahnpersonal fast magisch durchs Dunkel hinunter zu den Lichtern der Stadt schweben.

Rainer Prinz

Tourendatum: 20.06.2020