Lechtaler Alpen, Platteinspitz-Südwand, 2723m, „Plattenzauber“ VI+

Peter ist mit seiner Renate auf Kalymnos und so habe ich wieder einmal die Möglichkeit zum Fremdgehen. Kay hat sich hierfür sehr bewährt und er hat auch dieses Mal Zeit.
Da der Reisewahnsinn seinem Höhepunkt zusteuert, bevorzuge ich zunehmend das Bahnfahren. Am Freitagabend sause ich durchs Inntal mit 220 km/h, Beine hochgelagert und einmal umgestiegen in guten 2 Stunden nach Kematen. Hier fischt mich Kay auf und nach kurzer Nacht geht es um 4.30 weiter zur Latschenalm. Der fast 10 km langen Forstweg, mit Schranke gesichert, darf bis 7.30 befahren werden. Sehr gut! Wir haben nämlich einen straffen Zeitplan. Kay hat Verpflichtungen in Innsbruck ab 18.00 und ich, wie immer, die Hosen voll vor den angesagten Gewittern ( angeblich ab 14.00 Uhr) .
Zum Glück habe ich nun einen Partner, der beim Zustieg aufs Tempo drückt. Aber was sehe ich! Irgendwie nagt das Alter an meiner Geschwindigkeit ( zum Glück gibt es endlich die Altersausrede), doch Kay wartet brav. Nach einer guten ½ Stunde passieren wir die Muttekopfhütte und nach einer weiteren ½ Stunde werden auch schon die Rucksäcke deponiert. Das rüberqueren in die Melzergratschlucht erweist sich als etwas umständich, aber um 7.15 Uhr stehen wir angeseilt am Einstieg. Nur blöd, dass eine Seilschaft gerade vor uns einsteigt. Doch der Erste legt ein ordentliches Tempo vor. Leider kann der 2. dieses nicht halten. Ewig braucht er in den Fünfer-Stellen. Ich bekomme einen leichten Blutdruckanstieg, als er meinte, er habe nicht viel Felserfahrung, aber sein Freund schon. Wie bitte? Und das bei einer 20 SL-Tour mit Gewitter um 14.00 Uhr!? Eine 2. SL halte ich das Warten noch aus, aber dann muss ich die beiden doch bitten, uns vorbei zu lassen. Parallel kletternd ist für sie das auch kein Problem und plötzlich werden mir die beiden richtig sympathisch. Nun aber Gas geben, nicht dass wir uns auch noch blamieren und womöglich selbst die Nachfolger bremsen. Aber es läuft flüssig. Sehr gute Absicherung und eine moderate Bewertung lässt Freude aufkommen. Eine SL schöner als die andere. Auch die beiden Schlüsselseillängen sind nicht wirklich ein Problem und man möchte es nicht glauben, aber um halb 12 stehen wir nach gut 4 Stunden schon am Ausstieg. Aha! Ohne Seil geht es dann noch 20 Minuten im ordentlichen Geschröff zum Gipfel und über den NW-Grat ins Engelkar. Die Schotterreise runter, Rucksack umgepackt und unter Abkürzung ohne Hüttenkontakt zur Latschenalm.
Herrlich schmecken die Kaspressknödel! Am Ende der Forststraße will sich der inzwischen geschlossene Schranken nicht automatisch öffnen, aber zum Glück gibt es ja Armkraft und die hilft dem Motor, den Balken zu heben.
Schnurstracks lädt mich Kay am Kemater Bahnhof ab und nach 2 ½ Stunden sitze ich wieder in Salzburg.
Ergebnis: Lässig, lustig, effektiv und umweltfreundlich!
Walter
Tourendatum: 31.8.2019