Alpawand, „Holländer-Sonne-Holländer“ , VII-/Ao (VII+)
Mein Knie rebelliert. Die geliebten langen Touren mit langem Zustieg sind leider nicht möglich. Peter erbarmt sich meiner und empfiehlt die Alpawand. Die Hälfte des Zustieges ist auch per Rad möglich und klettern werden wir was Leichteres.
Vor 6 Jahren gelang uns „Der Weg zur Sonne“ und bei meinem damaligen Bericht erwähnte ich, dass sie mit ½ Grad überbewertet sei. Also nichts wie hin.
Wahnsinn! Der Parkplatz ist voll! Also parken neben der Straße. Rad raus aus dem Auto, rein in die Turnschuhe, aber irgendwie wollen sie meinen Fuß nicht aufnehmen. Es wird klar: das sind die Schuhe der Frau Gemahlin. Das mit den guten Schuhen wird sowieso überbewertet. Es geht auch mit Crocs. Außerdem sind die ja viel leichter. Peter geht lieber zu Fuß und wir trennen uns, kommen aber fast zeitgleich am Rucksackdepot an. Hier sieht es aus, wie in einer Boutique. Leibchen in allen Farben liegen bunt verstreut überall herum. Heute ist was los. Ein hängender Zettel macht uns ein wenig stutzig. In der „Sonne“ sei beim vorletzten Stand ein kleiner Felssturz gewesen und hätte 3 Bohrhaken mitgenommen. Mit Cams wäre es aber kletterbar. Zum Glück haben wir keine dabei, wollen uns die Sache aber trotzdem ansehen.
Es dauert nicht lange und wir steigen in den „Fliegenden Holländer“ ein. Die 2. SL mit VII- ist sogleich gewohnt knackig. Peter hat aber rasch Stand. Ich kann nachkommen, aber plötzlich ertönt ein gewaltiges tiefes Brummen. Ein ordentlicher Steinschlag zieht über uns hinweg. Ein großer Brocken schlägt 2-3 m neben Peter ein. Zum Glück trifft ihn nichts. Vorbei ist der Spuk und ich kann aufschließen. Nun wird es leichter. Im alpinen Durchschnittsgelände ziehen wir aufwärts, bevor die „Sonne“ links abzweigt. Gefinkeltes Steigen auf extrem rauen Zackenplatten fordert mich heute ordentlich. Das Knie vermittelt eine deutliche Unsicherheit. Das gewohnte lockere Höhersteigen spielt sich heute nicht ab. Zum Glück gibt es auch leichtere Meter, die auch wieder Kletterfreude vermitteln. Je höher wir kommen, desto mehr sieht man Spuren von dem Ausbruch. Feiner Schotter liegt herum. Zuletzt ist der Fels, obwohl sehr wasserzerfressen schon ganz ordentlich mit einer Erdschicht überzogen. An geeigneter Stelle können wir aus der Tour ausqueren und in den „Holländer“ hinüberklettern. Nach 2 SL würden wir dann in die Headwall der Bühler einsteigen und so noch ein paar schwere Meter erhaschen. Peter hat Stand, ich komme nach, bin nur noch 10 Meter von ihm entfernt, da quert von rechts eine Seilschaft in der Original-Bühlerroute an Peters Stand vorbei nach links in die Headwall. Und eine 2. Seilschaft wartet bereits. Mist. 5 Minuten zu spät. Somit ist auch diese Variante für heute Geschichte. Der liebe Gott wollte einfach, dass Peter die letzte noch fehlende Route in der Alpawand klettert und so geht es im „Holländer“ weiter aufwärts.
Eigentlich gar nicht so schlecht. Natürlich klettertechnisch nicht so anspruchsvoll wie die anderen Touren, aber ein Hauch von alpin und tlw. auch sehr schön. Die letzte SL klettern wir hinter einem bayrischen Pärchen und schon bald können wir uns im Wandbuch eintragen. Nun kann ich den Vorteil meiner Crocs völlig ausspielen, denn angezogen sind sie blitzschnell. Der Abstieg geht damit ausgezeichnet. Ich denke, ich werde meine Turnschuhe wegschmeißen und nur noch mit Crocs am Berg unterwegs sein. Zuletzt darf ich genussvoll mit dem Bike talwärts rollen. Peter geht wieder zu Fuß und sein Stolz verbietet es ihm, mir seinen Rucksack aufzuladen. Selber schuld. Freudig nehme ich zuletzt einen Strafzettel am Auto wegen falsch Parkens entgegen und nach dem obligatorischem Bad im Bach geht es heimwärts.
Walter
Tourendatum: 6.7.2019