Fleischbank, Nodgratabbruch. „Herbstzeit“ VI+, „Stoamandl“ VI+

Bereits vor 3 Monaten haben Kay und ich uns für Fronleichnam zum Klettern verabredet. Und wieder einmal durfte ich mein Gespür für unsicheres Wetter präsentieren. Gewitter ab Mittag und schwüle Hitze am Vormittag lassen nur wenige Touren zu. Nach langem stöbern scheint das Wildangerwandl ideal. Noch besser, weil im Schatten, ist der gegenüber befindliche Nordgratabbruch der Fleischbank. Viel Schnee liegt noch im Kar, aber unser Zustieg ist völlig frei.
Wir starten in die Herbstzeit und sind vom ersten Meter an begeistert. Plattiger Fels relativ gut abgesichert. Nur dass der 1. Stand lediglich an einem normalen Bolt ohne Zusatzsicherungs-möglichkeit stattfindet, wundert einen dann doch. Kurzes überlegen, ob es wirklich die richtige Route sei, weil die nächste SL doch kräftig aufsteilt. Kay ist das egal. Er zieht durch und meistert souverän die VIer-Stellen. Für mich, als alten Berchtesgadener-kletterer, erscheint der Fels ziemlich glatt. Muss mich erst daran gewöhnen, aber der Tag ist noch lang. Die nächsten beiden SL sind dann ebenfalls rasch erledigt . Der 3. Stand ist gemeinsam mit der NAchbarroute „Neufundland“, von welcher die letzte SL mit VII sehr verlockend herschaut. Beim Abseilen wird die noch Top-rope mitgenommen. Herrliche Kletterei.
Um 11.00 Uhr sitzen wir wieder bei den Rucksäcken und von Gewitter weit und breit keine Spur. Innerlich merkt man uns beiden an: wir hätten doch an der Fleischbank was klettern soll. Aber mit Schuldzuweisungen an den Wetterbericht halten wir uns bei Laune.
Als 2. Tour geht es zum Stoamandl, ca. 50 Meter nebenbei. Zunächst gestufte Kletterei. Die angegebene „sportkletterähnliche Absicherung“ erweist sich als großräumig, mit 5 Bolts auf 35 Meter. Zum Glück wird es ab der 3. SL wieder steil und glatt. Da ich meine Felsreibung gefunden habe, darf ich auch sogleich die Schlüsselseillänge angehen. Alles dabei, steil, glatt, rau, Schrägriss, schleichen, zupacken….super. Kay schließt noch schnell die Tour ab und es geht wieder bergab. Die 1. VII- Seillänger der Nachbarroute „Badermandl“ wird wieder getop-ropt. Ganz schön zackig, aber super. Nun haben wir aber genug und packen zusammen. Über Schnellfelder geht es rasch talwärts und als wir bei der Griesner Alm eintreffen ist der Himmel schon ordentlich überzogen. Kaum setzen wir mit Bier und Eiskaffee an, da beginnt ein gewaltiges Gewitter. Wassermassen prasseln auf das Vordach. Man versteht sein Wort kaum. Tolles Spektakel. Als wir unsere Getränke beenden, ist auch das Schauspiel vorbei und wir können trocken ins Auto. Richtiges Timing ist beim Bergsteigen unerlässlich.

Walter und Kay​​​​​​​​

Tourendatum: 20.6.2019