Venedigergruppe, Rote Säule (fast), 2994m

Ganz meine Tochter. Kein Problem mit Autostart um 3.30 Uhr in der Früh ( man kann auch Nacht sagen). Allerdings finden sich auf der Autobahn ebenfalls bereits unzählige Frühaufsteher und die sind nicht mit mir verwandt. Doch bei der Abzweigung Bischofshofen ist der Osterautowahnsinn vorbei und wir fahren praktisch alleine über den Felbertauern zum Matreier Tauernhaus. Praktisch genau vor einem Jahr bin ich hier zum Hohen Zaun aufgestiegen und lernte: Fahrrad fahren ist hier sinnlos, denn die Straße wird nicht geräumt.
Nach einer guten Stunde per Ski erreichen wir Innergschlöß und laut Beschreibung sollte es nach weiteren 300 m steile Hänge rechts aufwärtsgehen. Das einzige Problem ist nur, es gibt in diesem Hang keinen Schnee! Auch egal, wir gehen einfach in Richtung Untersulzbachtörl weiter und irgendetwas wird sich schon ergeben. Ein kalter Fallwind zwingt uns in die Daunenjacken, aber das ist gut so, denn der Firn ist so noch bockhart gefroren. Mein neuer Plan, den „Plattigen Habach“ zu besteigen, wird allerdings auf Grund der Länge verworfen und so zweigen wird über steile Firnhänge nach rechts nun doch über Umweg zur „Roten Säule“ ab. Mit zunehmender Steilheit überkommen mich allerdings väterliche Gefühle und ich bitte Martina, die Schi gegen Steigeisen zu wechseln. Zunächst etwas unverständlich willigt sie dann aber doch ein. Je höher wir kommen, desto weicher wird der Firn und die Arme bricht immer wieder ein. Irgendwann ziehe ich dann auch meine Schi aus und Spure vor. Am Ende des Hanges erwarte ich eine Schelte, aber siehe da, offensichtlich hat die alpine Einlage mit dem Gefühl des Firnflankensteigens eher Begeisterung hervorgerufen. Na, schau ma amoi, wos draus wird.
Anschließend queren wir fast endlose Firnflächen wieder mit Schi. Aus meinem Optimismus von 20 Minuten bis zum Gipfel, wird eine ¾ Stunde und wir sind noch immer nicht da. Irgendwann wird es Martina dann zu bunt und sie streikt. Ein ebener Felsplatz ist genau richtig zum Rasten und Warten. Ich kann meinen Drang nicht stoppen und gehe noch „schnell“ zum Gipfel. Aber auch das Schnell zieht sich ganz ordentlich. Über den Schlusshang schnaufe ich zum Schidepot. Steigeisen angelegt und schon will ich den Schlussanstieg bewältigen, da fallen mir die gewaltigen Wächten auf. Auch der letzte Felsteil ist ordentlich verschneit. Somit ist für mich hier Schluss. Wäre doch nett, wenn ich meine Tochter wieder sehe. Schnell bin ich wieder umgezogen und los geht’s im perfekten Hartfirn, welcher schon bald in Butterfirn übergeht. Jetzt aber volle Konzentration, dass ich Martina nicht übersehe. Das Gelände ist etwas unübersichtlich. Bald bin ich bei ihr. Auf ein Jausnen meinerseits wird verzichtet, denn der Firn wartet nicht. Perfekt zischen wir talwärts und die Steilflanke vom Aufstieg können wir in der Abfahrt weiter rechts umfahren. Zufrieden erreichen wir den Talboden. Doch jetzt kommt das Schönste. Eine knappe ¾ Stunde Schieben und Skating talauswärts. Jaja, alles ist Training für höheres und wird mit Sachertorte und Kaffee beim Tauernhaus belohnt.

Walter​​​​​​​​

Tourendatum: 19.4.2019