Watzmannkar, 3. Kind

Wer mit mir auf Tour geht, braucht manchmal eine Portion Optimismus. Da wir vor 2 Tagen, bei relativ wechselnden Sichtverhältnissen, die Landschaft im Tennengebirge, vom Eiskogel aus, nur erahnen konnten, gibt Martina die Hoffnung nicht auf, doch noch eine schöne Schitour mit mir erleben zu dürfen. Laut Wetterbericht ist ein später Aufbruch besser und wir radeln von der Wimbachbrücke um 11.00 Uhr los.
Nach einer knappen Stunde werden Räder gegen Schi getauscht und im Nebel geht es durch den tropfenden Wald. Manchmal hat man das Gefühl , dass es regnet. Ich kenne die Tour ja schon sehr gut, aber für Martina ist es Neuland und das Gefühl, des im Nebel herumirrens, drückt ihr doch einige Unmutsäußerungen über die Lippen. Meine Aufmunterungen, wie toll es hier doch ist, bringen sie nicht wirklich in Stimmung. Aber zum Glück hat König Watzmann mitgehört und schiebt auf einmal das Gewölk beiseite. Und da liegt es plötzlich vor uns; das gesamte Kar im gleißenden Sonnenlicht, Nebelschwaden zieren vereinzelt Watzmanns Kinder. Ich kann mich gar nicht sattsehen. Nach 10 Minuten schließt sich der Vorhang erneut, aber die Hitze zeigt an, dass die Sonne nicht weit weg ist. Erst knapp vor dem Schlussanstieg wird es wieder frei und es bleibt auch so.
Am Gipfel sitzen bereits 2 Aspiranten, aber sie stören nicht. Die Rundumsicht ist wirklich spektakulär. Aus dem Nebelmeer ragen unzählbare Berspitzen, die Ostwand bäumt sich auf und der Königssee versteckt sich unter einer Wolkendecke.
Irgendwann müssen wir dann doch aufbrechen. 5 cm Neuschnee auf harter, feuchter Unterlage lassen sich perfekt durchpflügen, doch leider stecken wir schon bald wieder in der Nebelsuppe. Fast ein white-out. Aber mit Geduld und Spucke geht auch das vorüber. Geduldig warten unsere Räder und genussvoll sausen wir an den beiden Vorläufern vorbei.
Beim Auto ist uns klar: Optimismus schadet beim Bergsteigen nicht.
Walter
Tourendatum: 15.4.2019