Tennengebirge, Bleikogel, 2411 m

Nach Jahren bietet sich wieder einmal die Gelegenheit, mit meinem früheren Berg und Kletterpartner, Martin, auf Tour zu gehen. Und um sogleich die frühere Sturm und Drang-Zeit wieder aufleben zu lassen, starten wir um 4.30 Uhr.
Der Bleikogel von Osten ist ein Schmankerl und benötigt den frühen Aufbruch.
Kein Mensch am Parkplatz. Es ist gerade so hell, dass man ohne Stirnlampe gehen kann.
Den harten Forstweg entlang schlurfen wir zur Au-Alm. Gelegentlich bricht der Harsch. Na, wir sind gespannt, wie sich die steilen Flanken präsentieren. Zum Sonnenaufgang sind wir bereits im Almgelände und über eine Rechtsschleife gelangen wir zur Schlüsselstelle. Schi auf den Rucksack und Steigeisen an. Mist, der Schnee bricht tlw. bis auf Kniehöhe. Abwechselnd spurend ziehen wir aufwärts und schon bald können die Schi wieder dahin, wo sie hingehören. Das Queren von Lawinenrinnen ist ein wenig mühsam, aber je weiter wir hinauf kommen, desto besser wird der Firn. Von nun an geht, für die nächste ½ Stunde, jeder seinen eigenen Weg. Bergsteiger sind Individualisten, aber letztendlich kommen wir fast zur selben Zeit am Sammelpunkt wieder zusammen. Noch die Schlussflanke und nach gut 3 Stunden können wir uns um 9.00 Uhr die Hände schütteln. Der ganze Tourenablauf fließt so selbstverständlich, als wären wir die letzten 15-20 Jahre immer gemeinsam unterwegs gewesen. Auch die Gespräche haben sich nicht verändert, nur die gesamten Lebensumstände unterscheiden sich von der jugendlichen Leichtigkeit. Meine Gedanken schweifen immer wieder in die Westalpen oder die Dolomiten, wo wir unzählige Touren gemeinsam erleben durften. Gerne würde ich Vergangenes festhalten, doch der Lebensstrom ist unaufhaltsam. Das Klacken der verriegelten Schischuhe reißt mich aus der Lethargie. Auf geht’s! Der Firn wartet nicht. In perfektem Seidenfirn ziehen wir über die großen Flächen talwärts. Glückgefühle! Je tiefer wir kommen, desto weicher wird es allerdings. Die Schlüsselstelle rutsche ich nur seitwärts ab. Mein Knie verträgt noch nicht mehr. Martin stürzt sich hingegen hemmungslos hinunter. Anschließende Querung über Lawinenstriche nach links und im Firn des Gamsmutterkares geht es weiter perfekt dahin. Der abschließende Forstweg ist wieder hart, das ist aber egal. Schon bald sitzen wir wieder im Auto und eines ist uns auch klar. Es wird eine Wiederholung geben.

Walter​​​​​​​​​

Tourendatum: 6.4.2019