Radstädter Tauern, Liebeseck, 2303m ( fast)

4 Monate ist es nun her, seit sich mein altersdegenerierter Meniskus im rechten Knie verabschiedete. Ein kurzer Ausschüttler in mittlerer Wandhöhe der Trisselwand und das Schicksal nahm seinen Lauf. Natürlich probiert man als Mediziner alle möglichen Komplikationen einer solchen Verletzung aus, um sich in Patientensituationen ideal einfühlen zu können.
Nun aber geht es langsam wieder und ich kann endlich meine geliebten DVTs ( Donnerstag-Vormittag-Touren) wieder beginnen. Das Liebeseck eignet sich mit 1300 Hm ideal und so schlurfe ich knieschonend das Marbachtal frühmorgens hinein. Pulver ist noch angesagt, zwar schon mit einem Sonnenstich, aber erträglich. 2 Frühaufsteher kann ich überholen. Die sind sich offensichtlich über den Weiterweg nicht im Klaren, denn die Landkarte wird ausführlich studiert. In sicherer Entfernung schleiche ich mich an ihnen vorbei und langsam geht es höher. Langsam ist genau der richtige Ausdruck, denn 4 Monate Pause lies nicht nur die Oberschenkelmuskulatur, sondern auch die Kondition gewaltig schrumpfen. Immer wieder muss ich kurz stehen bleiben um wieder zu Luft zu kommen. Der Schlusshang in die Scharte wird richtig zur Herausforderung. Schenkel oder Luft, das ist hier die Frage. Oder beides?
Ein kalter Wind empfängt mich. Die Spuren enden hier, aber der Gipfel ist noch nicht erreicht. Über den Grat geht es weiter aufwärts, aber nur kurz, denn dann folgt eine Felsstufe. Schi ausgezogen, mit der Hoffnung, nach dem Aufschwung geht es weiter. Aber hier ist alles abgeblasen. Auf Grund der bereits fortgeschrittenen Zeit und der Ungewissheit, was das Knie wohl bei der Abfahrt anstellen wird, drehe ich, geschätzte 30 Höhenmeter unter dem Gipfel, um. 3, 4 Schwünge auf der Gratkante und rein geht es in das schöne Kar. In großen Bögen geht es talwärts. Je tiefer ich komme, desto mehr spürt man die harten Altspuren durch den Pulver. Doch wie durch ein Wunder geht alles gut. Selbst der etwas schnittige Plattenpulver vor dem Talboden wird ohne Probleme bewältigt.
Beim Auto wird der Oberschenkel noch exzentrisch belastet, gedehnt und durchgeknetet und glücklich, mit vollem Tatendrang auf weitere Touren geht es der Arbeit entgegen.
Walter
Tourendatum: 21.3.2019