Totes Gebirge, Trisselwand 1754m ,“Seeblick“, VII

Bei dichtem Nebel und 3,5°C starten wir um halb neun am Trisselsattel ,unserem Ziel der Trisselwand entgegen. Diese schöne Wand muss einfach einmal beklettert werden. Fast waagrecht geht es einen Jägersteig entlang bis unter die Wand. Hier steigen wir sodann über Schrofen und leichter Kraxlerei zur schon sichtbaren Höhle, dem ersten Standplatz, hinauf. Der Nebel hat sich zur Gänze aufgelöst, allerdings liegt unsere Wand noch zur Gänze im Schatten. Mit tauben Fingern und Zehen startet Peter gleich die erste Länge, und da es zum Stehenbleiben zu kalt ist, geht er die 2. auch gleich durch und am laufenden Seil sind die beiden leichten Längen auch rasch vorbei. Ich starte gleich in die Dritte, allerdings bemerke ich nach 15 Metern, dass es die falsche Tour ist. Somit wieder abklettern, 5 Meter nach links und jetzt passt es. Die Zehen sind noch immer Taub und so gestaltet sich die VI- Länge doch als Eiertanz. Ein Abgang wäre nicht so besonders prickelnd, denn die Hakenabstände sind hier nicht plaisiermäßig. Peter zieht nach und da er nicht nur leichte Längen vorsteigen möchte, die nächste wäre nämlich nur ein IIIer , hängt er wieder 2 zusammen und so dürfen wir parallel auch eine VI er Länge absolvieren. Die Sonne erreicht uns. Herrlich! Aber sofort geht das Frieren in Schwitzen über . Trotzdem, das Panorama ist bei Sonnenlicht gleich nochmals so schön. Der Altausseersee in der Tiefe, rechts der Loser in schönsten braun und gold-gelb Farben und im Hintergrund der weiße Dachstein. Man könnte auch sitzen bleiben und nur die Umgebung bewundern. Aber es hilft nichts. Wir müssen weiter. Zu dieser Entscheidung verhilft uns auch eine Drohne, die völlig unmotiviert in der schönen Felsarena nervig herumschwirrt. Es gibt einfach keine ruhigen Winkel mehr. Das müssen sich auch die Dohlen gedacht haben, die von dem Spielzeug regelmäßig aufgescheucht werden. Der Mittelteil der Tour gestaltet sich alpin. Der Fels wird wankelmütiger und die Bohrhaken in weiteren Abständen sind nur schwer zu erkennen. Auch das Topo lässt gewisse Fantasien erkennen, sodass es doch Konzentration benötigt, um die Tour richtig zu finden. Zum Glück beginnt die 4 SL lange Headwall, gerade als wir zum Jammern anfangen wollten. Doch diese entschädigt für den Mittelteil. Hier finden sich auch die Hauptschwierigkeiten, wobei diese immer nur wenige Meter betragen. Senkrecht, griffig, auch ein kniffliger Quergang und gute Absicherung. Der VII. Kletterhimmel ist erreicht und nach gut 4 Stunden dürfen wir uns die Hände schütteln. Schon sind wir am Abstieg, doch ich merke, dass Peter heute noch ein Gipfelkreuz berühren möchte und so drehen wir wieder um und 10 Minuten später haben wir das Kreuz in den Händen. Der Gipfelgang war auch gut, denn von hier sieht man wunderbar in die Wand ein. Beeindruckend! Nun aber rasch ins Tal, denn um 17.00 Uhr ist es finster. Es ist immerhin schon November. Eine Stunde später erreichen wir unser Fahrzeug und weil am Trisselsattel das Gasthaus noch offen hat, kehren wir natürlich ein. Beim Öffnen der Tür schlägt uns dicker Zigarettenqualm entgegen. Ein Tisch ist mit mutmaßlichen Jägern besetzt. Alle schauen auf uns. Gerade wollen wir den Ort des Qualms verlassen, als auch schon der Wirt herkommt und fragt was wir möchten. Ich stütze mich an der Theke ab und bleibe gleich kleben. Der Höflichkeit halber bestellen wir zwei kleine Stehkaffee, Peter möchte gar nur einen Espresso ( weil er noch kleiner ist), allerdings ist das Einerlei. Es gibt nur Kaffee. Wenn auch nicht sehr redselig, entpuppt sich der Wirt als sehr nett, allerdings sind wir froh, als wir nach 5 Minuten wieder frische Luft atmen können. Bei der Heimfahrt sind wir uns einig: das war der beeindruckenste Teil der gesamten Tour.
Walter
Tourendatum: 10.11.2018