Hohes Brett, 2340 m, „Herbsttraum“, VI

Da sich Martina am Kraxengrat sehr gut bewährte, muss ihr bestehender Tatendrang sofort ausgenutzt werden und am Feiertag eine Herbstausklangstour absolviert werden. Das Wetter scheint in Ordnung zu sein und so wandern wir doch relativ zügig um 9.00 Uhr von Hinterbrand zur Mitterkaseralm und weiter zu den Felsen des Hohen Brettes. Langweilig wird der Zustieg nicht, denn erstens gibt es immer etwas zu erzählen und zweitens zeigen sich die Lärchen in ihrem schönsten Herbstgelb. Ein kleines Gamsrudel quert unseren Weg, hat es aber nicht sonderlich eilig. Sonst treffen wir heute niemanden in den Wänden. Vielleicht ist der kalte Wind daran schuld, oder es werden bereits die Schi gewachst. Das ist mir sehr recht, denn von den letzten Menschenaufläufen habe ich sowieso mehr als genug.
Nach einer kurzen Jause gehen wir die Sache in voller Montur an. Mit eiskalten Fingern schleiche ich die ersten Platten aufwärts. Schwer ist es hier nicht. Dazwischen viel Gras und auf Grund der spärlichen Absicherung ist die Wegfindung manchmal nicht otimal. Nach der 3. Länge wird es aber gut. Sehr schöne Wasserrillenplatten im 4. Grad benötigen doch ein sauberes Klettern. Die 4. Länge endet mit einem herzhaften VIer Riss. Die anschließenden Fingerlöcher leiten zum Stand. Der Rucksack zieht ordentlich nach unten, aber das ist ein gutes Training und warm wird einem auch. Voller Freude kann ich sehen, wie Martina diesen Riss anpackt und schon bald steht sie neben mir mit einem breiten Grinsen. Die anschließende 30 m VI-Länge bietet wirklich sehr schöne, griffige Wandkletterei, doch dann ist der Genuss leider schon wieder dahin. 2 leichte Längen und noch ein IVer Schleicher schließen das Ganze leider zu schnell für mich ab, doch ich denke, für Martina passt es so genau.
Nach erneuter kurzer Jause werden die Rucksäcke knapp unterhalb des „Jägerkreuzes“ versteckt und in 10 Minuten sausen wir noch schnell dem Gipfel entgegen. Ein herrlicher Ausblick belohnt uns für den Abstecher. Hochkalter, Watzmann, Hundstod, Schönfeldspitze, Hochkönig bis zum Dachstein. Alle bedeutenden Berchtesgadener Gipfel präsentieren sich im schlichten Weiß. Da kommt Freude auf und die Sehnsucht, überall hinlaufen zu wollen. Eine Windbö weckt uns wieder auf und 2 Stunden später sitzen wir im Auto.
Zufrieden und mit dem Wissen, am Samstag bei Schlechtwetter ausschlafen zu können, rollen wir Salzburg entgegen.
Walter
Tourendatum: 26.10.2018