Tennengebirge, Hiefler, „Sunshine Reggae“ VII-, Ausstieg über „Greenhorn“

Da Peter nicht greifbar ist, muss halt seine Frau Renate herhalten. In Anbetracht des angeblich nicht stabilen Wetters muss etwas Kürzeres herhalten. Also wandern wir wieder mal in die Arena rund ums Fieberhorn und steigen in die „Sunshine-Reggae“ ein. Dies allerdings mit Verspätung, denn die tief stehende Sonne ließ die Wand lange im Schatten und so müssen wir unsere ausgedehnte Jausenrast deutlich unter dem Einstieg in der Sonne abhalten. Irgendwann nützt es aber nichts, wir sollten losklettern.
Renate nimmt die erste Seillänge in Angriff und schleicht mit eiskalten Fingern und Zehen die Wasserrillen hinauf. Gott sei Dank kann sie dann in der Sonne Stand beziehen. Ich packe noch schnell meine warme Jacke in den Depotrucksack und vor lauter Begeisterung auch alle meine Bandschlingen. Dieses Missgeschick fällt mir allerdings erst am Stand von Renate auf. Runter möchte ich jetzt aber auch nicht mehr, also geht es auch ohne. Die Bedeutung von Material wird völlig überschätzt. Die 2. Länge ist auch gleich die Schlüssellänge. Mist, schon das erste Häkchen, obwohl nur VI-, muss ich im Überhang leider angreifen. Nach einigen schwierigen Plattenschleichern stehe ich dann vor der Schlüsselstelle. An 2 Mikrogriffen klammern die Finger. Jetzt braucht es nur noch ein kleines Trittchen, aber das zeigt sich mir nicht. Immer wieder probiere ich ein Wegsteigen, aber es geht und geht nicht. Es braucht nur einen halben Meter zum nächsten guten Griff. Nach einer Ewigkeit kommt der Gedanke, auf den Bohrhaken zu steigen. Doch der schaut nach Abrutschen und anschließendem Abgang aus. Weitere 5 Male probiere ich ein freies Klettern, aber dann ist es mir egal. Ich steige auf den Haken. Innerlich spüre ich schon das Fliegen. Ein Hechter nach rechts, ich habe den Griff! Kurzes Scharren und Wuzeln und die Stelle ist geschafft. Renate packt das hinten nach souverän und mir wird klar, ich muss wieder mehr an den Fels. Der anschließende VII- Quergang ist für Renate noch ein richtiger Eiertanz. Doch nach mehrmaligem Probieren gelingt es. Noch 2, relativ schöne, Längen, mit aber auch teilweisem Bruch bringen uns ans Ende der Tour.
Man könnte Abseilen, aber eigentlich wäre es schade, hier aufzuhören. Noch dazu, wenn der Fön noch so gut hält. Also steigen wir weiter. Das „Greenhorn“ von Albert Precht wäre der Gedanke gewesen, aber eine Bohrhakenreihe rechts dieser Tour sieht über Platten noch einladender aus. So klettern wir diese halt ohne Topo. Wird schon irgendwie gehen. Es finden sich noch einige sehr schöne Kletterstellen bis geschätzteV+/ VI- und nach 3 SL treffen wir wieder auf Alberts Tour. Ein Verbindungsgrat leitet zum Schlussaufschwung. Ein fehlender Standplatz verwirrt Renate ein wenig, aber Ersatz ist rasch gebaut und die letzte SL hinter uns. Zufrieden können wir uns zur Tour gratulieren und nach ein wenig Wegsuche, vorbei an verblühten Edelweiß, sitzen wir nach ca. 1 Stunde wieder bei unseren Rucksäcken, diesmal allerdings in der Sonne.
Facit: Nette Klettertour mit schwieriger Einzelstelle und alpinem Abschluss.

Walter​​​​​​​​

Tourendatum: 6.10.2018