Waidringer Steinplatte, „Wallfahrt“, VII-/Ao ( VII+)

In der Regel hat man mit mir kein Wetterglück und so schüttet es in Salzburg um 5 Uhr Früh noch wie aus Kübel. Da ich Kay aber schon einmal wegen Regen abgesagt habe, dachte ich mir, er wird denken ich sei ein Weichei ( naja, aber statt 3 Minuten immerhin ein 5 Minutenei). Also raus aus den Federn zu fortgeschrittener Stunde und Abfahrt um Viertel nach 8.
Um Halb 10 treffen wir uns am Seilbahnparkplatz und da Kay offensichtlich ein sehr gläubiger Mensch ist, möchte er zu Maria Himmelfahrt eine „Wallfahrt“ angehen. Gesagt getan, aber zuerst einmal bei der Stallen-Alm einkehren, denn das Wetter kann nur besser werden. Die Wand sieht man vor lauter Nebel eh nicht und so können wir Kaffee und Kuchen in Ruhe genießen.
Beim anschließenden Weiterwandern zeigt sich das Gemäuer schüchtern hinter einem Schleier. Schaut ja gar nicht nass aus, war unser erster Ausruf. Und wirklich, die Tour scheint weitgehend trocken zu sein.
Ich darf starten. Steil, wahnsinnig griffig und gut gesichert geht es im VI+ aufwärts. Eine kurze feuchte Platte erzwingt dann aber doch einen kurzen Griff ins Schlingerl. Kay zieht vorbei, reißt einen 6er nieder und hinter einem Türmchen höre ich ein „Stand“ rufen. Noch eine 6er Länge, welche allerdings mit einem VI+-Kamin beginnt. Vor lauter modernes Wandklettern hätte ich doch beinahe das Kaminklettern verlernt und Kay empfiehlt einen Auffrischungskurs.
Aber dann ziehen die Schwierigkeiten an. Dafür werden aber die Hakenabstände etwas weiter. Dies bremst unsere Geschwindigkeit etwas ein, aber mit dem Mut des Tapferen (oder Verzweifelten?) arbeiten wir uns höher. Leider kommt dann doch immer wieder ein Feuchtbiotop und zwingt uns wieder, ab und zu, zum Mogeln. Besonders die Schlüsselseillänge ist zu 50% schluzig. Ist mir auch Wurscht, denn frei wäre ich da sowieso nicht raufgekommen. Nach der 6. Länger beginnt es dann plötzlich leicht zu regnen. Also Anorak anziehen und in lethargische Starre verfallen. Allerdings kann Kay, technisch top ausgerüstet, am Handy gleich erkennen: das ist nur ein leichter Schauer und bald vorüber. Mit den letzten Tropfen starte ich wieder durch und kann noch eine sehr schöne VI+ an super Löchern angehen. Noch eine Ver-Länge und der Abseilstand ist erreicht.
Beim 2. Abseiler fahre ich natürlich am 3. Stand vorbei, komme in einen Überhang und denke mir, mit 60 Meter wird man wohl wo hinkommen. Falsch gedacht! Zum Glück erreiche ich wieder die Wand und einen einzelnen Bohrhaken. Da hänge ich nun und kann nur hoffen, dass Kay mich vom regulären Stand aus erreicht. Er erreicht mich und das weitere Abseilen geht lustig durch ordentliches Latschengestrüpp. Wer richtet denn so eine Abseilpiste her!!!
Irgendwann sind wir dann unten und können unsere Wallfahrt zum Auto fortsetzen. Ein Zwischenstop ist nicht möglich, denn die Stallenalm ist schon wieder geschlossen.
Zu wenig Touristen!
Walter
Tourendatum: 15.8.2018