Ötztaler Alpen, „Hohe Weiße“, 3480m

Warum in die Ferne schweifen, wenn es bei uns auch heiß ist. Nach diesem Motto fand der heurige Familienurlaub im Passeiertal statt. Und da der Erholung suchende Vater nicht nur Essen und Schwimmen ( im Pool) kann, braucht er ein wenig Auslauf. Als begnadeter Frühaufsteher werde ich allerdings vom offiziellen Frühstück ab 7.00 Uhr etwas gebremst, aber das Hotelpersonal hat Mitleid und tischt bereits um 6.30 auf. Somit kann ich dann um 7.30 Uhr in Pfelders mein Rucksäckchen schultern und den Forstweg in Richtung Lazinser-Alm entlang wandern. Kurz hinter der Alm steigt dann der Weg in engen Serpentinen ordentlich an. Allerdings wird er gerade von einem Kleinbagger verbeitert und man bekommt den Eindruck, hier sollte ein neuer Alpenpass für den öffentlichen Verkehr entstehen. Nach der Steilstufe öffnet sich ein weites Kar, an dessen rechtem Rand die Stettinerhütte herüberwinkt. Die Hütte besteht aus dem Haupthaus und daneben mehrere Einzelhüttchen. Sieht fast aus wie in einem Dorf, nur modern. Da ich eher menschenscheu bin, sause ich an den, in der Sonne liegenden, Touristen vorbei und begebe mich sofort an den Schlussanstieg. Jaja, man glaubt es kaum, aber ab 3000 m wird die Luft dünner! Ich erinnere mich an die Sherpaweisheit von Mingma von der Werfenerhütte:“ in der Höhe viel trinken und langsam gehen.“ Das Trinken scheidet leider aus, aber langsam gehen ist machbar. In ruhigem Schritt geht es aufwärts. Ich überhole ein paar Aspiranten und mit ruhigem Puls kann ich weitere Bergsteiger am Gipfel begrüßen. Der Blick nach Norden lässt beim Anblick der sterbenden Gletscher Wehmut aufkommen. Sie sind praktisch völlig blank.
Nach 5 Minuten ist mir nun aber kalt, so in der Kurzen. Das kleine Mützchen aufgesetzt, denn über den Kopf verliert man 30% der Körperwärme und zügig geht es wieder abwärts. Ein paar ängstliche Absteiger sind rasch überholt und eine halbe Stunde später liegt die Hütte auch schon wieder hinter mir. Der weitere Abstieg zieht sich noch ordentlich und ich bin immer wieder verwundert, dass man bergab gar nicht viel schneller als bergauf ist. Um 14.00 treibe ich dann schon wieder im Pool mit einem Campari-Orange und setzte das Erholen im Urlaub weiter fort.
Walter
Tourendatum: 25.7.2018