Hochkönig, Torsäule, „Geißenpeter“, VI-

Ein Kurzurlaub meiner Tochter Martina in Salzburg muss ein wenig versüßt werden, weshalb ich ihr eine Klettertour kredenze. Der meteorologische Schwager sagt perfektes Wetter an und so starten wir in Salzburg um 6.45. Je näher der Pongau kommt, desto dichter wird allerdings das Gewölk, was eine kurze innerfamiliäre Diskussion auslöst. Aber da auch meine verordneten Therapien nicht immer aufs Erste greifen, drücken wir heute ein Auge zu.
Vom Parkplatz weg legt Martina ein Tempo vor, das mir deutlich aufzeigt:“ Ich bin auch keine 20 mehr !!“ Der Schweiß rinnt in Strömen, die Oberschenkel ziehen. Zum Glück habe ich eine Ausrede: ich trage das ganze Kletterzeugs. Nach einer Stunde hat die Tochter dann Erbarmen mit mir und drosselt das Tempo. Bringt aber nicht viel, denn gute 20 Minuten später sind wir schon am Rucksackdepot.
Dicke Nebelschwaden drängen das Tal herauf und hüllen die Wand ein. Eine Seilschaft arbeitet schon in der „Prechtig“ und das in kurzen Hosen. Ich bin über mein warmes Gewand froh und nach kurzer Jause wird der Einstieg gesucht. Als erfahrener Alpinist finde ich diesen natürlich sofort und 5 Minuten später stehe ich auch schon in der falschen Tour. Friend und Keil gelegt und ein Quergang in die richtige Tour beginnt. Blöd brüchiges Gelände und ein sehr ungünstiger Seilverlauf mit entsprechendem Seilzug bringt mich ins Stocken und zum Schwitzen. Irgendwann ist der Stand erreicht und Martina darf nachrücken. Inzwischen schließt eine 2. Seilschaft zu uns auf. Die beiden haben allerdings die erste Seillänge umgangen und stehen nun in den Zustiegsschuhen seilfrei bei mir. Platz ist in der kleinsten Hütte und mit 2 Bohrhaken ist das Ganze natürlich kein Problem. Hab gar nicht gewusst, dass Bregenzer und Innsbrucker ( na, die natürlich schon!) so nett sein können. Den angebotenen Vortritt lehnen sie ab und mir ist das auch sehr recht, denn so können sie meiner Tochter immer wieder beim Seilhandling helfen. Die Tour selbst ist gemischt zu bewerten. Teilweise blockig brüchig, dann wieder von erlesener Plattenqualität, wie man es an der Torsäule gewohnt ist. Die Schlüsselstelle wirkt deutlich einfacher als so manche 5er Plattenstelle. Insgesamt ist die Tour allerdings nicht als Spaziergang abzuhandeln.
Am Ausstieg angekommen kann ich auch mit unseren Begleitern reden und man möchte es nicht glauben, der jüngere der beiden, Martin, war doch glatt einmal ein beinahe Karwendler-Anwärter! Als einer der besten Freunde und Seilpartner des legendären Rolf Walter kommen wir sofort ins Schwärmen von der wilden alten Zeit. In den Gedanken der Freunde lebt man einfach ewig! Also, sollte sich der nochmals für die Karwendleraufnahme bewerben, ich würde dem sofort zustimmen!
Über eine Schuttrinne geht es knappe 60 Meter zum Normalabstieg und es dauert nicht lange und wir haben unsere Rucksäcke erreicht.
Im zügigen Schritt geht es dem Kaffee und den Nussstangerl entgegen. Mist, wie ich die Oberschenkel schon wieder spüre!
Walter
Tourendatum: 1.7.2018