Alpawand, 1671 m, „Wassersymphonie“, VII-/VII/Ao ( VIII-)

Die beachtlichen Regenmengen vor 3 Tagen würden mich ja eher in eine Südwand ziehen, aber bei der vorgeschlagenen Zustiegslänge streikt Peter und so nehmen wir einen kürzeren Zustieg, dafür aber eine schwierigere Kletterei als Ersatz. Die Alpawand scheint einigermaßen trocken zu sein. Eigentlich wollten wir in den Bühlerweg, aber in dem stecken bereits 2 Seilschaften, also nutzen wir die Gunst der Stunde und gehen die „Wassersymphonie“. Denn, dass die frei ist, haben wir hier noch nie gesehen. Mit VII+ ist die erste Länge sogleich ein ordentlicher Kaltstart. Peter muss vor, jammert ein wenig, steigt sie dann aber sauber durch. Bravo! Kalymnos hat also doch etwas gebracht. Ich denke mir im Nachstieg, na Hallo! Da sind aber viele Haken! Die muss ich sofort nehmen, sonst wären sie ja umsonst und schon bald stehe ich wieder bei Peter. Zum Glück ist immer jede 2. SL schwierig und so kann ich mich genussvoll in meinen Vorstiegslängen und kämpferisch in Peters Längen hocharbeiten. Doch irgendwie merke ich die noch fehlende Felsform in meinem Gebein. Auf den Winztritten biegt es die Zehen durch und am VIIer Überhang, nass und rutschig, kämpfe ich hinterher um mein Leben. Poah, diese Länge hat Spuren hinterlassen. Ein Müsliriegel wäre jetzt super, ist aber leider im Rucksack am Depot geblieben. Zittrig arbeite ich mich aufwärts und bekomme als Geschenk nun auch noch eine nasse VII- Länge. Ängstlich verkrampft gehe ich das Ding mit 45 Meter an. Hätte ich nicht schon beim Zustieg der Natur freien Lauf gelassen, ich glaube, beim Stand wäre die Hose dann voll gewesen. Ich arbeite mich von Haken zu Haken, muss teilweise in den glitschigen Fels steigen und lasse fast keinen Haken aus. Irgendwann darf ich dann endlich „Stand !“ rufen. Das einzig Gute für mein Ego ist, dass auch Peter nicht einfach so locker daher spaziert. Es kommen noch etliche, mehr oder wenig schwierige Seillängen in sehr gutem, rauen Fels. Irgendwie erhole ich mich immer mehr, je höher wir kommen und nach einem schwierigen Abschlußüberhang mit anschließender glatter Platte und einem Ausquerquergang nach links ist dann die Tour nach 6 Stunden plötzlich zu ende. Im Gipfelbuch lese ich dann, dass ich hier vor 11 Jahren bereits war, allerdings ist mir da die Tour leichter gefallen. Jaja, man wird nicht jünger ( oder vergeßlicher)!

Walter​​​​​​​​

Tourendatum: 16.6.2018