Venedigergruppe, „Plattiger Habach“, 3207 m

Leider hat sich eine erhoffte Karwendelrunde doch nicht ergeben und so heißt es schnell am Freitagabend etwas anderes überlegen. Der Plattige Habach geistert schon länger in meinem Kopf herum. Eher einsam und doch lang. Eigentlich würde ich ja lieber Klettern gehen und so rufe ich noch schnell mal bei Gert an. Zu meiner Überraschung ist er bereits am Weg zu meinem Ziel. Allerdings wird er am Ausgangsparkplatz übernachten und mit Lukas um 4.00 in der Früh mit dem Radl losstarten. Da ich lieber im Bett bei meiner Frau schlafe, wenn auch sehr kurz, starte ich von Salzburg aus ins Habachtal um 3.00 Uhr. Mit einem neuen Streckenrekord erreiche ich meinen Ausgangspunkt um 4.40 und nachdem der Esel bepackt ist, trete ich um 10 vor 5, beim ersten Dämmerlicht, ebenfalls Tal einwärts. Hellwach, trotz früher Morgenstunde, genieße ich die Einsamkeit. Vogelgezwitscher begleitet mich und bei jeder Kurve erwarte ich den Blick auf das ersehnte Ziel, aber der Weg ist noch weit. Vorbei am Wirtshaus Alpenrose ( leider noch geschlossen) geht es zur Moar-Alm. Der Forstweg wird ein Pfad, aber Spuren verraten, meine Vorradler sind hier auch noch geradelt, also muss ich auch. Der erste Lawinenkegel wird direkt übertragen, der Zweite am Fuß umgangen. Beides geht schlecht. Sch… Radl! Der Esel möchte das Gepäck abwerfen. Gerade noch aufgefangen. Noch wenige hundert Meter schlecht radeln und dann hab ich genug. In Turnschuhen und großem Rucksack geht es leichtfüßig weiter. Sie da! 50 m weiter stehen die Radl der Vorradler.
Die Steigspuren werden immer spärlicher. Richtig ursprünglich hier. So etwas findet man nur noch selten. Im Moränenschutt, unterbrochen von und eingebrochen in dazwischenliegenden Schneefeldern, wird der Schritt etwas langsamer und nach einer ½ Stunde wandern sehe ich in der Ferne 2 kleine Punkte im Schnee wackeln. Das können nur Gert und Lukas sein, offensichtlich schon mit Schi an den Füßen. Es dauert noch eine weitere ½ Stunde, bis auch ich anlegen darf. So hundert Prozent durchgefroren ist der Schnee nicht, aber es geht. Bald schon steilt es ordentlich auf und ich lege sicherheitshalber die Harscheisen an. Gute Idee, denn es wird hart. Herrliches Wetter, die Sonne kriecht immer mehr die Hänge herab, weitläufiges Gelände. Was für ein Traum. Nur die Knöchel schmerzen ordentlich. Das Queren im harten Schnee mögen sie gar nicht. Aber nur die Harten kommen durch! Und dann ist es soweit. Ich darf Gert als ersten begrüßen. Einfach ein netter Mensch. Trotz Besonnenheit immer gut aufgelegt. Eigentlich würde ich ja gerne mit ihm die letzten 200 Hm zum Gipfel gehen, aber er lässt mich vor und wie ich so dahin rede und mich einmal umdrehe, ist er plötzlich weiter hinten. Na, dann probiere ich es eben mit Lukas. Der ist zwar schon über 60, aber ordentlich gut beisammen. Manchmal gemeinsam, dann wieder mit getrennten Spuren ,gehen wir dem Gipfel zu. Die Hohe Fürleg winkt herüber; verlockend, aber unser Ziel ist der Habach, also bleiben wir hier. Und dann ergibt sich ein Panorama, wie selten in den Tauern. Der Großvenediger mit seiner imposanten NNO-Wand und dem darüber liegenden Hängegletscher, Schwarze Wand, Hoher Zaun und, und, und. Man kann sich gar nicht satt sehen. Gert ist wenige Minuten nach uns am Gipfel und nach dem Händeschütteln kommt das Schönste! Die Jause. Die beiden sind ganz nach meinem Geschmack. Jause unten und schon hört man die Schuhschnallen klacken. Noch ein paar Fotos geschossen und mit einem Juchizer stürzen wir uns die Firnhänge, fast endlos ( leider doch nur 1200 Hm), talwärts. Es könnte zwar noch besser gehen, aber nicht mehr viel. Am Schneeende setze ich wieder auf Turnschuhe, die beiden anderen gehen lieber mit hartem Schuhwerk. Die armen Knie! Relativ rasch sind wir dann wieder bei unseren Rädern und beim Abwärtsrollen sind wir dann doch erstaunt, wie weit das Ganze war. Das nenne ich einen schönen Saisonabschluß!

Walter​​​​​​​​

Tourendatum: 12.5.2018