Watzmann, Hocheck, 2651m

Es regt sich allmählich der Kletterdrang und das Wetter wäre ideal dafür. Doch leider ist keiner meiner Kumpanen einsatzbereit und so muss halt wieder eine Schitour her. Am Hauptkamm soll der Föhn blasen mit ev. Föhnwalze, in den Kalkalpen ist es allerdings schon recht warm. Ein ungenauer Blick auf eine Webcam Richtung Watzmann sieht gar nicht so schlecht aus. Natürlich muss man tragen, aber man kann auch ein gutes Stück radeln. Und so starte ich um 6.00Uhr von der Wimbachbrücke. Eine Parkgebühr mit 5 Euro ist auch schon ganz schön ordentlich und damit ja kein Cent verloren geht, gibt es sogar Wechselautomaten.
Das Radfahren fällt gar nicht so schwer, aber Anhänger werde ich von dieser Sportart nicht. Nach knapp einer Stunde darf ich dann endlich zu Fuß weiter gehen. Die Vegetation sieht nicht nach „gerade erst Schnee weg“ aus, eher nach „der Sommer ist gleich da“. Und so darf ich auch bis ca. 100 HM unter der Gugl die Schi tragen. Aber dann kann man endlich auffellen. Für 7.30 Uhr ist es schon ganz schön weich, aber es wird schon werden denke ich mir. Kurzer Latschenslalom und dann geht es dem Hocheck entgegen. Wieder verende ich in den Latschen. Schi weg und zum nächsten Schneefleck schwingen. Aber wo ist der ? Über Schrofen steige ich höher und als ich über die Kante sehe, sehe ich viel, aber keinen Schnee! Das gibt’s ja nicht. Also Schi am Rucksack und aufwärts. Irgendwo muss sich der doch verstecken! Die Hoffnung stirbt zuletzt- aber sie stirbt auch! Man möchte es nicht glauben, aber es kommt bis zum Gipfel zu keiner Schneeberührung mehr. Ca. 200 Hm unter dem Gipfel lasse ich dann die Schi liegen, ziehe wieder Turnschuhe an und sause dem Gipfel entgegen. Der 40 Meter lange Gipfelhang hat dann eine geschlossene Schneedecke, aber die kann ebenfalls trocken umgangen werden.
Eine lebhafte Föhnbrise empfängt mich. Die Sicht ist trüb; wahrscheinlich Pollenflug. Ich finde ein windstilles Plätzchen und kann meine Jause verdrücken ( das Einzige, was ich beim Gipfelgang mitgenommen habe. Tradition!). Man kann an allem etwas Gutes finden: Ich bin ganz allein hier heroben, was am Watzmann eher selten vorkommt. Die beste Jause ist irgendwann einmal aufgegessen und so mach ich mich wieder an den Abstieg. Das Schwierige ist, in der Schrofenfläche die Schi wieder zu finden, doch es gelingt auf Anhieb. Ein paar Meter noch absteigen und ich kann in den ersten Schneefleck meine Spur ziehen. Dann kurz über Felsen gekratzt und der nächste Schneefleck ist erreicht. So geht es eigentlich gar nicht schlecht und ich erreiche die Rampe in das große Kar. Hier kommt fast Schifahrfeeling auf. Ich quere zur Gugl und dann noch ein Stück abwärts. So, das war‘s. Das Schizeug wird wieder verstaut und per pedes und Pedal bin ich rasch wieder im Tal.
Nach 2000 Hm Schi bergauftragen kann ich nun resümieren: „Man übersteht alles!“

Walter​​​​​​​​

Tourendatum: 28.4.2018