Venedigergruppe, Hoher Zaun, 3451m

Da der Start mit Gerhard vor 2 Tagen so gut funktionierte, verlegen wir nun den Treffpunkt um eine Stunde früher. 3.30 Uhr lässt Glückshormone ausschütten, denn es bedeutet eine gute Tour!
Um ¾ 6 Uhr bepacken wir unsere Räder und strampeln vom Matreier Tauernhaus los in Richtung Innergschlöss. Allerdings ist der Spaß nach 100 Metern auch schon wieder vorbei, denn die Zufahrt ist noch praktisch zur Gänze eine Schneefahrbahn. Also runter mit dem Zeug, Räder abgesperrt und nun geht es aber zügig Tal einwärts. Knapp vor Innergschlöss bekommen die Berge orange Spitzen und der Schwung muss für ein paar Fotos abgebremst werden. Am Tal Ende geht es dann endlich bergauf. Eine leicht vereiste Spur nötigt mir Harscheisen auf. Gerhard benötigt diese nicht, dafür löst sich aber langsam eines seiner Felle ab. Offensichtlich stört mich das mehr als ihn und er marschiert lustig weiter.
Am Unteren Keesboden zweigen wir dann von der Aufstiegspur zur Neuen Prager Hütte ab und schlurfen über nahezu unberührte Hänge. Die steileren Osthänge firnen schon auf, deshalb heißt es Gas geben. Trotzdem muss einmal eine kleine Pause her, denn Gerhards Fell löst sich zunehmend ab ( natürlich das seiner Schi). Nach einer kurzen Sonnenbehandlung klebt es wieder und wir gehen den steilen Hang parallel zum Schlattenkees an. Ganz schön steil und ohne Sonne mit dünnem Plattenpulver auf harter Unterlage, ein wenig anspruchsvoller, saugt er uns die Kräfte aus Beinen und Lungen. Ab der Scharte zum Mullwitzkees ist es vorbei mit locker flockigem Dahingerenne. Der Schritt hat jetzt eher etwas mit Rollatorrennen zu tun, aber so etwas liebe ich. Sich einfach der Sache hingeben und leicht leidend, langsam höher schleichen. Nochmals eine kurze Trinkpause, mehr um zu verschnaufen, als Flüssigkeitszufuhr und dann dauert es nicht mehr lang. Wir stehen auf dem völlig unbedeutenden Gipfel des Hohen Zauns. Ganz allein bei herrlichem, fast windstillem Wetter. Die Fernsicht ist wieder phänomenal. Wir sind mit uns zufrieden. Da es noch nicht einmal ¾ 10 ist, gönnen wir uns sogar eine kurze Gipfelrast. Mit Genuss beobachten wir die Heerscharen auf dem Weg zum Großvenediger. Alle anderen Gipfel sind menschenleer und dort stehen sie sich gegenseitig auf den Füßen.
Gegen 10 Uhr mahnt dann doch der Firn zum Aufbruch und wir sausen nahezu perfekt, bis auf den steilen Osthang, nach Innergschlöss. Hier allerdings bremst der Schnee derart, sodass die letzte halbe Stunde fast der anstrengendste Teil der Tour wird. Aber so ergibt sich mit dem Geschiebe auch noch ein Oberarmtraining. Was sind wir zuletzt doch froh, dass wir die letzten 100 Meter mit dem Rad fahren dürfen.

Walter

​​​​​​​​Tourendatum: 22.4.2018