Loferer Steinberge, Rotschartl über „Fellerer Sand“, 2241m

Die Tourenplanung gestaltet sich schwierig. Nord oder Süd-Seite? Wenig Andrang. Fön mit bis zu 60 km/h am Hauptkamm, also eher nicht zu hoch hinaus. Die Abfahrtszeit wird wie üblich verhandelt und wir einigen uns auf 5.30Uhr.
Mit meteorologischer Unterstützung entscheide ich mich für den „Fellerer Sand“. SO-seitig, normalerwiese wenig Leute, nicht zu hoch. Nur eine Unbekannte macht uns einen Strich durch die Rechnung. Es fehlt ganz ordentlich am Schnee. So kann man am Beginn der Vorderkaserklamm 2 km bis zur Jausenstation mit dem Auto fahren. Dann geht es aber gut bepackt die apere Forststraße in den Rotschüttgraben. Oje, der Schnee hat sich in der letzten Woche wirklich ganz ordentlich verabschiedet. Nach einer guten Stunde betreten wir dann endlich Schnee, aber der Weg führt durch unangenehmes Gestrüpp. Als Peter dann auch noch rückwärts in ein Loch fällt, ist es mit seiner guten Laune endgültig vorbei. Seine Schispitzen sehen bereits den Rückweg, aber mit weiblicher Geduld überredet ihn seine Renate doch noch zum Weitergehen. Es benötigt dann nochmals fast ½ Stunde, bis wir ins freie Gelände gelangen, aber von da an ist es nur noch herrlich. Ein Walter Pause würde hier schreiben: „ Um die schöne Braut zu erreichen, muss man eben auch die garstige Schwiegermutter mitnehmen!“ Weitflächige Firnhänge erlauben ein individuelles Gehen. Immer wieder muss ich zum Fotografieren stehen bleiben. Die Fernsicht ist derart gewaltig, man könnte fast Menschen am Glocknergipfel erahnen. Im steilen Schlusshang kommen uns 2 Traunsteiner entgegen. Freundlich sind die nicht, denn grüßen tut keiner. Egal, die sind eh gleich weg.
Von der Scharte sieht man die Tourengeher von der Nordseite zum Loferer Schihörndl aufsteigen. Die mussten nicht so weit tragen, allerdings fehlt ihnen die Einsamkeit. Man kann eben nicht alles im Leben haben.
Bis Renate in der Scharte ankommt sitze ich bereits bei der Jause. Obwohl der Firn zur Abfahrt drängt, gönne ich den beiden doch eine gemütliche Pause. Nach 10 Minuten stehe ich bereits wieder in voller Montur und mit dem Hinweis, etwas weiter unten ein Foto von ihnen zu machen, schwinge ich auch schon den ersten Hang hinunter. In weiterer Folge wird nicht nur ein Foto geschossen. Bei noch gutem Firn schmieren wir jauchzend dem Tal entgegen. Frühjahrsschitouren sind einfach das Beste! Nur zu schnell sind wir wieder im Rotschüttgraben und die Stimmung sinkt wieder merklich. Nach mehreren Bachüberquerungen, abfahren in tiefstem Sumpf, tiefem Einbrechen ohne Schi fliegt dann beim Umziehen zu Turnschuhen plötzlich ein Schischuh durch die Luft. So, jetzt ist der Dampf draußen und wir können den restlichen Abstieg gemütlich angehen. Leider hat die Jausenstation beim Parkplatz noch geschlossen, aber Kaffee und Apfelstrudel schmecken auch in Weißbach.
Vielleicht wäre eine Tour in den Hohen Tauern besser gewesen, aber ein wenig Mühsames bleibt dann doch mehr in Erinnerung.

Walter

​​​​​​​Tourendatum: 7.4.2018