Hochkönig, 2941m

Endlich gibt es sie wieder, die DVTs ( Donnerstag-Vormittag-Tour). Um ¼ nach 6 Uhr starte ich bei traumhaftem Sonnenaufgang vom Arthurhausparkplatz in Richtung Mitterfeldalm. 2 weitere Aspiranten werkeln an ihren Tourenschi herum, doch die sind schnell vergessen, denn die Sonnenstrahlen ziehen magisch an. Nur schnell ihnen entgegen. Der Weg zur Mitterfeldalm zieht sich meist etwas, aber der gleitende Schritt der Tourenschi lässt das heute rasch vorbeigehen. Bei der Alm starten 5 Birkhühner aus den Lärchen. Schade, ich wollte sie nicht erschrecken.
Einer alten tlw. verschneiten Spur entlang geht es in Richtung Torsäule. Obwohl sehr kalt angesagt, kann ich im dünnen Hemd bleiben. Nur ab und zu erfrischt eine Fallwindböe und gelegentlich wünsche ich mir die Jacke. Aber das kostet Zeit und die habe ich nicht, denn die Ordination muss um Punkt 12 Uhr geöffnet werden. Ich komme in den Schatten der Mandlwände und träume mich ins gleisende Sonnenlicht am Fuße der Torsäule. Poah, wäre eine Klettertour im warmen Fels jetzt super, aber eine erneute Böe weckt mich auf und deutet an, dass es doch unter Minus 10°C hat. Endlich wieder in der Sonne und ich gönne mir einen Energieriegel. Gut schmeckt Energie nicht. Ein Salamibrot wäre da etwas ganz anderes, aber das würgt sich so schlecht in 1 Minute hinunter. Weiter geht’s. Ich verfolge die alte Spur in Richtung Kniebeißer. Hier steilt sich das Kar gewaltig auf. Wäre ich bloß rechts gegangen. Auf dem harten Untergrund rutscht der Schnee unangenehm weg. Ich schaffe es zum Glück die Harscheisen anzulegen und nun geht’s. Das hat mich jetzt doch Kraft und Zeit gekostet, aber es wird flacher und ich kann wieder Tempo aufnehmen. Der Blick zurück ist gewaltig. Die Torsäule strahlt und das Tal ist mit Dunst gefüllt. Wahnsinn.
Die Spur verliert sich zunehmend und ab der „Übergossenen Alm“ darf ich meinen Weg selbst ziehen. Ganz allein in unberührten Schneeflächen bei bestem Wetter. Was gibt es schöneres! ( Naja, vielleicht den ganzen Tag Zeit haben). Knapp vor dem letzten Aufschwung kommt eine deutliche Brise auf. Die Wangen drohen einzufrieren. Ich setze mir meine Primeloft-Reservehose auf den Kopf auf. Sieht eh keiner, aber es ist schön warm. Und dann endlich, nach 3 Stunden darf ich einen uneingeschränkten Rundblick genießen.
Ich bin mit mir und der Welt zufrieden und daran ändert auch das eigenartige, neue „künstlerisch selbstverwirklichte“ Gipfelkreuz nichts. Zeit für die Jause ist immer und an der windgeschützten, sonnigen Matrashauswand wird es ein wahrer Genuss. Leider ruft die Pflicht und ich schwebe fast in dem frischen Pulver talwärts. 2 kurze Gegenanstiege sind leider notwendig, aber so kann man die Gegend noch einmal genießen.
Arbeitstag! Du kannst beginnen.

Walter​​​​​​​​

Tourendatum: 22.3.2018