Hoher Göll, 2522m

Um 8.00 wache ich mit einem leichten Ziehen in den Oberschenkel vom Vortag auf. Die Sonne scheint bereits im Zimmer. Sonntag ist eigentlich Familientag, aber irgendwie erkennt meine Frau in mir eine gewisse Unruhe ( nach über 25 Jahren dürfte sie dafür einen Riecher entwickelt haben). Und dann das Startsignal: „ Also, wenn du möchtest, dann kannst Du schon eine Schitour gehen.“ Anfänglich habe ich mich dagegen gewehrt, habe aber letztendlich nachgegeben und schon geht es dem Ziel entgegen. Auch hier kann bereits vom Auto weg mit Schi gestartet werden. Am kurzen, seilgesicherten Band ein schnelles Schi tragen und schon geht es weiter. Ich hole ein mutmaßliches Tiroler Pärchen langsam ein. Die Betonung liegt auf langsam, denn die führende Frau legt ein Tempo vor und hat sogar noch Luft um sich mit ihrem Partner zu unterhalten! Wäre das ein Spaß, die beiden locker flockig zu überholen, aber die Oberschenkel melden sich deutlich zu Wort. Na , dann eben Zermürbungstaktik. Meter für Meter komme ich näher. Ein junger Berchtesgadener, auch ganz schön flott unterwegs, wird überholt. Er hat leider zu schwere Schi dabei. Und dann endlich! Gerade als mir die Luft ausgehen will, machen die beiden eine Trinkpause. Ich zögere beim Vorbeigehen. Ob das schon eine gute Idee ist, den beiden vorzugehen? Doch die Frau meint: Du gehst eh net so schlecht! Danke! Japse ich aus der letzten Lungenalveole und schleppe mich weiter. Vor den Umgäng wird obligat gestärkt um die letzte ¾ Stunde anzugehen . Es werden noch zahlreiche andere überholt und dann ist er wieder da. Der furchteinflößende Eintritt in die Göll-Ostwand. Riesige Wechten säumen die Einfahrt. Na, bin ich froh, dass ich da niemals hinunterfahren muss. Kurze Zeit später wird das Gipfelkreuz und etliche andere Göllaspiranten gegrüßt. Wegen vielen Leuten und kräftigem Wind verläuft die Jause im Eiltempo. Die Abfahrt gestaltet sich bei hartem Gipfelhang und Alpeltal mit meinen leichten Streichhölzern durchaus anspruchsvoll, aber runter kommt man immer irgendwie.
Walter
Tourendatum: 4.3.2018