Tennengebirge, Pfaffleitn, „ K-Punkt“, VII+

Die Psyche ist am Tiefstand. Pünktlich zum Beginn des goldenen Herbstes nistet sich eine Verkühlung der härteren Gangart in meine Lungenflügel ein. Alle, wirklich alle meine Kletterfeunde sind in diesen Tagen am Gardasee oder den Dolomiten unterwegs und ich liege röchelnd in den weichen Federn. Ein Ausbruchversuch zum Untersberg endet nach 300 HM erschöpft hinter meiner Frau. Und jetzt, endlich kann ich mich wieder mit 80% bewegen, schlägt zum Glück das Wetter um. Zum Glück wird aber für Samstag zwischen 2 Störungen noch ein kurzes Sonnenfenster angekündigt und so starten Peter und ich in Richtung Pass Lueg-Südseite, denn in Salzburg schaut es bereits nach Regen aus. Der Zustieg zur Pfaffleitn gestaltet sich sehr gemütlich. Nur nicht das Beuschl zu sehr belasten, denn es bedankt sich sofort mit einer Hustenattacke.

Nach einer guten Stunde wird angeseilt. Das Sonnenfenster ist allerdings noch geschlossen, aber wir ignorieren das einfach einmal und starten in die wunderschönen Reibungsplatten. Ganz alleine sind wir heute hier. Offensichtlich trauen die Pongauer den Wetterberichten nicht. Ich schleiche mich gerade eine Wasserrille empor, als es ganz leicht zu tröpfeln beginnt. Der raue Fels schafft aber Vertrauen in die Reibungseigenschaften der Kletterpatschen und so wird das ignoriert. Herrliche Kletterei an Wasserrillen und Reibungsplatten bringt uns rasch höher. Allerdings klopft mein Puls in einer mir ungewohnt hohen Frequenz. Doch nur zu 80% fit. Aber der schöne Fels und die Bewegungsabläufe lassen ein Umkehren einfach nicht zu. Als es dann doch stärker zu regnen beginnt, denke ich mir, ein Rückzug würde mich jetzt auch nicht stören. Doch Peter brennt darauf, die Schlüsselseillänge empor zu schleichen und trotz feuchter Platten gelingt ihm dies auch sehr gut. Als ich an der Reihe bin, reißt es plötzlich auf. Petrus hat das Fenster geöffnet und ich fange in meiner Primaloft Jacke sogleich ordentlich zu schwitzen an. Macht nichts, denn der Fels trocknet rasch und ich darf Peter nachschleichen. Herrlich! Was so Kletterpatschen nicht alles an Reibung her geben . Die abschließende VI- Länge ist dann nur noch eine Pflichtübung und gerade, als Peter am Strand anschlägt lasse ich ihn auch schon wieder runter.

Nach einer guten ½ Stunde sind wir die 9 Längen auch schon wieder abgeseilt und genießen die warmen Sonnenstrahlen im trockenen Gras. Hoffentlich gibt es im Herbst noch ein paar schöne Wochenenden, denn der Kletterdurst ist noch lange nicht gestillt.

Walter