Hagengebirge, Tristkopf, 2110 m

Immer wieder zieht es mich zum Herbstende auf den Tristkopf. Diesmal allerdings nicht alleine, im Bergaufstress, sondern mit meiner Tochter Martina gemütlicher, aber doch zügig.

Nach dem hässlichen Steinbruch bei Sulzau geht es im Buchenwald sogleich kräftig aufwärts. Lustig, einzelne Schneerosen zeigen schon ihre Blüten. Sehr sympathisch. Offensichtlich Frühaufsteher! Nach einem kurzen Portraitfoto geht es schon wieder weiter. Hochnebel schafft eine düstere Stimmung. Braun und Grautöne bestimmen das Bild. Wir tauchen in den Nebel ein. Alte Windwürfe verlegen uns mit Buchenstämmen tlw. den Weg. Das nasse, schwere Buchenlaub raschelt gar nicht und man muss aufpassen, dass man nicht auf den versteckten Wurzeln ausrutscht. Genüsslich lausche ich den Erzählungen der Tochter. Nur ab und zu muss ich sie unterbrechen und zu einem langsameren Tempo mahnen, denn die 1600 Hm sollten nicht unterschätzt werden. Und dann wird das Grau plötzlich lichter. Eine gelb geschmückte Lärche projeziert sich in das zart durchschimmernde Blau und dahinter baut sich groß und mächtig die NW-Wand des Hochkogel auf. Immer wieder bin ich von diesem Schauspiel ergriffen und freue mich, dies Martina zeigen zu dürfen.

Kurze Jausenpause beim Brunnen einer verfallenen Alm und nun geht es in das weite Kar. Es liegt doch einiges an Schnee und es dauert nicht lange und Martina schwimmt in ihren, von der jüngsten Tochter ausgeliehenen, Turnschuhen. Das nicht vorhandene Profil der Schuhe verleiht dem Ganzen eine leichte alpine Würze, denn kleine Ausrutscher sind immer wieder dabei. Besonders der Gipfelhang mit mittelsteilem Grasschrofengelände fordert ihre Nerven ein wenig. Aber ich spure ordentlich voran und der Schnee ist weich. Wirklich passieren kann nichts. Doch diese Überzeugung scheint einseitig zu bleiben.

Am Gipfel werden einmal die Turnschuhe ausgeleert und die Socken zum Trocknen am Kreuz aufgehängt. Es ist das erste Mal, dass ich hier heroben ohne Wind jausnen kann. Herrlich das Alpinpanorama. Vom Göll über Watzmann O-Wand bis zur Hochalmspitze und natürlich dem Tennengebirge ist alles greifbar nah. Nach einer ¼ Stunde ist dann alles gesehen bzw. die Jause verputzt und Martina drängt zum Abstieg. Die Socken sind leider nicht trocken geworden und so geht es halt barfuß in die nassen Schlapfen. So hält der, über die Knöchel scheuernde, Schnee wenigstens ihre Konzantration für den schneeigen Abstieg hoch und wir gelangen ohne besondere Probleme wieder ins Tal.

Walter

Tourendatum: 4.11.2017