Bivacco Slataper

Was einem bloss alles einfällt, wenn sich an einem schönen freien Tag partout kein Kletterpartner finden lässt:
Gurt und Steigeisen gepackt und auf nach Cortina zu meinem alten Bekannten, dem Sorapis. Bereits zweimal musste ich dort schon umdrehen und die verschneiten Gipfel versprachen auch diesmal kein Gipfelglück. Macht nichts, dann schaue ich mir jetzt eben den Weg 241 an, der in den Führern als sehr unlohnend beschrieben wird.
Mir gefällt die Kraxelei durch die Schlucht und später auf einer Art Jägersteig, immer höher bis zum ersten Schnee. Dort finde ich keine Markierungen mehr und stapfe mit GPS und Spürnase bis zum Wandfuss. Hier treffe ich auf die Ferrata Berti, die vom Rifugio Vandelli ( passo tre croci) herüberkommt. Zum Glück bin ich noch früh dran, denn die Sonne löst bereits erste Schneerutsche aus der Wand über mir. Ab jetzt wühle ich mich teilweise recht tief dem Stahlseil entlang bis ich endlich die Scharte erreiche und gemütlich zum Bivacco Slataper absteigen kann. Herrlich so ganz allein in dieser wilden Umgebung in Decken gewickelt zu jausnen. Ab jetzt gehts auf bekanntem Weg zur Rifugio San Marco, immer noch knietief spurend und auf hinterhältige Löcher zwischen den Felsblöcken achtend.
Es ist schon fast 4 Uhr, da kommen mir drei Jungs mit grossen Rucksäcken entgegen. Sie wollen heute auf der Biwakschachtel übernachten und sind jetzt sehr froh dass schon gespurt ist. Ich beneide sie etwas. Dann treffe ich noch auf eine Herde neugieriger Schafe und schliesslich erreiche ich das gemütliche Rifugio San Marco deren freundliche Hüttenwirtin mir köstliche Minestrone serviert. Sie ist schon seit 28 Jahren auf der Hütte und ich verspreche zum 30er Jubiläum wieder zu kommen. Weg 225 bringt mich schnell und angenehm zur Strasse und diese zum Auto zurück. Der Winter kann kommen 🙂

Olivia