Alpawand, „Earth and heaven“, VII+ (VII-/Ao)

Die momentane Wettersituation ist nichts für ein schlichtes Gemüt. Gerade noch wird heiß und schön angesagt und heute in der Früh plötzlich schon am Vormittag eventuell Gewitter und Starkregen. Christian verspätet sich mit der Fahrradanreise zu mir etwas, aber das ist kein Problem, denn dann wird er vom ersten Regen des Tages nicht nass.
Am Parkplatz zur Alpawand ist es heute sehr ruhig. Nur 3 weitere Autos stehen da. Wie gewohnt, nach einer ¾ Stunde, sitzen wir beim Rucksackdepot und auch hier sind nur die Zeichen einer Seilschaft sichtbar. Das Wetter macht offensichtlich mehreren Probleme. Die Vorgänger haben wir am Beginn der ersten Seillänge eingeholt. Sie wollen auch die „Earth“ gehen, sind allerdings versehentlich ins „Geiernest“ eingestiegen. Gut für uns, wir sind allein in unserer Tour.
Über den brüchigen Vorbau darf ich gleich führen, aus Zeitgründen hängt Christian die nächsten beiden Längen gleich zusammen. Poah, der ist heute in Hochform. Ich hetze nach und schon bald stehen wir am Beginn der „ Dürnberger“-Verschneidung. Ein Risskamin allererster Güte. „Nur“ VI+, aber der hat es in sich. Ruhig arbeitet sich Christian nach oben und ich darf hinten nach ums Leben kämpfen. Ganz zittrig erreiche ich den Stand und darf gleich mit VII- weiter führen. Nach dieser Länge bin ich angeschlagen. Zittrig schiebe ich einen Müsliriegel rein, ein paar Schluck getrunken und Christian startet wieder durch. Soweit es geht werden immer wieder 2 Längen zusammengehängt. Ja! So ein 60 Meter Seil kann was. Beim Blick in die Ferne wird mir allerdings mulmig. Verdammt! Das schaut nach Regen oder womöglich noch schlechter aus. Es dauert nicht lange und schon beginnt ein leichter Nieselregen. Irgendwie möchte sich meine Magengrube an dem ganzen Geschehen mitbeteiligen und ich muss mich bemühen, die Nerven ruhig zu halten. Christian stört das nicht. Gnadenlos zieht er die VIIer-Längen durch und ich hechte von Haken zu Haken hintendrein. Gerade als ich Jammern möchte meint Chris: die nächsten beiden sind für dich. Eh nur VI- !
Wie von der Tarantel gestochen jage ich die beiden Seillängen rauf und siehe da, wir sind schon an der Ausstiegsnase und das Wetter bessert sich sowieso . Nun können wir entspannt die letzten 3 SL ( es sind dann wieder nur 2) angehen . Der berühmte Quergang ist lt. Christian ein Spaziergang und ich darf die Schlusskante, total exponiert, hinauftanzen. Noch schnell die Schlusslänge mitgenommen und nach 58 Metern kann ich Christian das Ende nach 5 Stunden zurufen.
Nun bricht die Sonne wieder durch und ohne größere Probleme geht es durch steile Latschengassen zu Almwiesen und zu guter Letzt zum Rucksackdepot. Unsere Vorgänger sind nicht mehr da, die dürften frühzeitig umgekehrt sein.
Ich bedanke mich bei Christian, denn ohne sein Kletterkönnen und den starken Nerven wäre ich heute wahrscheinlich auch umgekehrt.

Walter​​​​​​​

Tourendatum: 9.7.2017