Grundschartner Nordkante

Vergangenen Freitag fuhren Lisi und ich in aller Herrgottsfrüh ins Zillertal. Um 3:30 zogen wir uns am Parkplatz höchst motiviert die Bergschuhe an, als wir einen ersten Donnerer vernehmen. Kurze Zeit später schüttet es aus Kübeln. Es bleibt uns nichts übrig als abzuwarten und noch etwas zu schlafen. Das Gewitter verzog sich so schnell wie es gekommen ist und schon kurze Zeit später wandern wir unter einem schönen Sternenhimmel Richtung Bodenalpe und weiter bis kurz vor den Einstieg. Dort holen uns zwei junge fitte Burschen ein. Sie steigen trotz erneuter bedrohlicher Wolken ein und kommen auch ganz gut voran. Wir lassen uns Zeit, frühstücken und ziehen erst los als nur mehr harmlose Wolken zu sehen sind. Die erste Länge ist gleich recht ausgesetzt, da bin ich doch froh, heuer schon einige Alpintouren gemacht zu haben. Die Kletterei ist wirklich lässig über Türme, Kanten und Ecken herum, was sehr zu einer guten Seilreibung beigetragen hat. An der Schlüsselstelle kostet mich ein alter Haken, der mir unerwartet entgegen wandert, einiges an Nerven. Da blieb mir doch nur ein kurzer Griff in die äusserst vertrauenserweckende A0 Schlinge um den nächsten, hoffentlich besseren Haken einzuhängen. Der Rest war kein Problem mehr. Am Adlerschnabel erwartet uns eine tolle Piazlänge in herrlich kompaktem Granit und weiter oben folgen Plattenlängen mit Rissen, die sich immer gut absichern lassen. Am Gipfel schauen wir dann nicht schlecht als wir unser schneegefülltes Abstiegskar sehen. Wir geniessen die Aussicht und sind überglücklich diese langersehnte Tour gut gemeistert zu haben. Danke an Herrn Pause für den Tipp. Entferntes Donnergrollen mahnt uns zum Abstieg. Die ersten paar hundert Höhenmeter rutschen wir mehr oder weniger flott im zum Glück weichen Schnee hinunter. Manchmal brechen wir ganz durch was nasse Füsse beschert. Unten im Kainzenkar ist der weitere Abstieg gut mit Steinmännern markiert. Es sind dann noch einige Bachquerungen zu bewältigen aber bald sitzen wir auf der Kainzenalm in der Sonne und unterhalten uns prächtig mit den Südtiroler Wirtsleuten, die immer noch das Vieh im Sommer übers Joch nach Tirol bringen. Später wandern wir zum Gasthof In Der Au , schwingen uns auf die dort geparkten Räder und sausen zurück nach Häusling zum Auto. Gelungene Runde in einer abgelegenen Ecke des Zillertals.

Olivia