Sonnenplatten, „Manilia“ V-, Kleiner Lagazuoi, „Via Del Buco“, IV+

Wenn meine älteste Tochter in das Klettergeschehen einsteigen möchte, gibt es für mich natürlich keinen Grund, diesen Drang zu verhindern und so starten wir am Feiertag um 5.30 von Aldrans in Richtung Gardasee. Der frühe Aufbruch beschert uns nur 5 Minuten Stau bei Schönberg und mit einer deutschen und tiroler Autokolonne geht es in Richtung Süden.
Ein Cappuccino muss natürlich sein und schon schwitzen wir der „ Manilia“ entgegen. Natürlich sind schon 2 Seilschaften vor uns. Belgier. Sehr nette Leute, aber langsam. So habe ich genug Zeit meiner Martina die ganzen Seilmanöver und Taktiken zu erklären. Sie stellt sich wirklich gut an ( oder sind das nur die Vaterfreuden) und auch die Schlüsselstelle meistert sie ohne Probleme. Kurze Trinkpause und wir schwanken wieder dem Auto entgegen. Eigentlich wollten wir noch eine 2. Tour gehen, aber angesichts der schon sehr hohen Temperaturen und dem Ziel „Falzaregopass“ entscheiden wir uns für den Aufbruch in die Dolomiten. Problemlose Fahrt bis knapp vor Gröden, aber dann, Verkehrsstillstand. Wegen dem Giro di Italia sei die Strasse bis 18.30 Uhr gesperrt. Es ist jetzt 15.45! Na super. Aber es hilft nichts, Zeit absitzen ist angesagt. Und dann, endlich kommen die Rennfahrer. Um 16.45 Uhr die ersten beiden! Die Strasse ist inzwischen schon 3 1/4 Stunden gesperrt! Uuuuunglaublich!
Innerhalb der nächsten 15 Minuten tröpfeln weitere geschätzte 10 Fahrer daher und dann hat man den Eindruck, jetzt ist es vorbei. Die Strasse bleibt geschlossen. Nach einer weiteren ¼ Stunde und weiteren 20 Minuten kommt der Hauptbulg, so geschätzte 100 Fahrer und das war‘s. Die Strasse wird wieder frei gegeben und ein italienischer Verkehrssalat setzt sich in Bewegung. Alles was Räder hat setzt sich in Bewegung. Zwischen den Autos fahren die Hobbyradler zwischen den Autoschlangen fahren die Motorräder, kreuz und quer laufen Menschenmassen. So arbeiten wir und im Schritttempo durch Gröden. In den Augen eines Einsamkeit suchenden Kletterers ist so etwas mit der Apokalypse gleich zu setzten. Irgendwie schaffen wir es dann doch bis aufs Sellajoch. Kurz geparkt für kleine Geschäfte und große Ausblicke, doch als ich das Auto wieder starten möchte verweigert dieses seinen Dienst. Das gibt es doch nicht. Absolute Motorstille. In meiner Verzweiflung rufe ich den ÖAMTC. Ein Techniker soll sich mit mir in Verbindung setzen. Doch bis der anruft, ist der Motor abgekühlt und läuft wieder perfekt. Das sind die Abenteuer des kleinen Mannes! Nach dem Sellapass folgt der Podoisattel und dann geht es ewig bergab in Richtung Falzaregopass. Am Fuße dessen haben wir unsere Unterkunft für diese Nacht. Ein kleines Hotel mit perfekter Aussicht auf die Civetta NW-Wand. Da kann man gut träumen.
Am nächsten Tag sind wir bereits um 9.00 Uhr am Falzarego-Pass, sortieren im kalten NW-Wind unser Kletterzeugs und streben dem Einstieg zu. Leider lasse ich mich durch frische Trittspuren zu weit in die westliche Schlucht leiten und bei dem dortigen Haken mit Schlinge einsteigen. Schöne Genusskletterei , aber keine Haken. Ich suche ewig, bis ich einen Eigenstand baue und Martina, die tapfer am windigen Stand ausharrt, nachkommen lasse. Weiter geht’s mit der Suche. Ich finde dann einen Stand mit Sanduhr und Bohrhakenschraube ohne Lasche. Nun durch einen Schluchtkamin und plötzlich bin ich richtig. Der 2. Standplatz der Originalführe ist gefunden. Freudig kommt Martina nach, doch jetzt kommt offensichtlich die Schlüsselstelle. Verschneidung, links am Dach hinaus und über Riss zu Stand. Für meine Tochter ist das schon beeindruckend( es war auch schon nicht mehr ganz leicht) , aber ohne besondere Gemütsäußerungen schafft sie die Stelle. Bravo. Noch eine weitere Risslänge und die Hauptschwierigkeiten sollten vorbei sein. Auf jeden Fall ist der gute Fels vorbei, denn von nun an wird’s alpin. Nach einer gestuften Plattenlänge folgt eine ziemlich bröselige Verschneidungsschlucht, welche über gelben Fels nach rechts, in bröselig alpinen Fels, verlassen wird. Ich befürchte schon Schlimmstes für Martina, aber die klettert da einfach rüber, als wäre es das Natürlichste der Welt. Schon wieder Bravo! Die letzten 2 SL sind dann nur noch Formsache und neben dem Abstiegsweg entsteigen wir der Wand. Kalter NW-Wind empfängt uns, doch das ist egal. Die Freude über das Gelungene überwiegt. Man könnte jetzt, dem Kaiserjäger-Steig folgend zur Tourenverlängerung aufsteigen, aber ich habe von der Sucherei genug, die Kletterei bewegt sich dann auch nur noch im III-Grad, es liegt noch viel Schnee auf den Bändern, Die Seilbahn geht erst ab dem Folgetag, der Wind ist kalt und und und. Viele Gründe für einen gemütlichen Abstieg.
Die Heimfahrt nach Salzburg leitet uns dann noch an der Tofana, der Fiames, dem Drei-Zinnenblick und letztendlich den Lienzer Dolomiten und dem Felbertauern in 5 Stunden vorbei.
Gelungener Kletterauftakt mit kleiner Schwierigkeit, aber großer Freude!

Walter​​​​​

Tourendatum: 25. und 26.5.2017