Tennengebirge, Scheiblingkogel, 2289m, „Schwer“

Da am Samstag der Untersberg so gut wie selten in dieser Saison zu Befahren war ( Abgesehen von 300 Hm tragen, 150 Hm Steinschigelände und schreckliches Anstollen für 200 Hm) musste für Sonntag natürlich nochmals eine Tour in mittlerer Höhe her. Peter lässt sich erstaunlich schnell überreden und so starten wir um 6.00 ins Lammertal.
Der Auftakt ist eine wunderschöne Wanderung mit Schi und Schuh am Rucksack, doch ab der Rossberghütte darf angeschnallt werden. Im Wurzel und Buschslalom geht es selektiv dem Kar der „Schwerabfahrt“ entgegen. Hier erwartet uns Bruchharsch der allerbesten Güte. Bei jedem Schritt bricht man ordentlich ein. Na, das kann ja was werden!
Peter spurt wie eine Maschine, doch leider für mich viel zu steil. Mit meinen erst 2 Jahre alten Fellen (ein Hoch auf die Verschleuderungsindustrie) rutsche ich bei jedem Schritt der mir folgenden Renate entgegen. Nach 20 Minuten habe ich die Nase voll und packe die Harscheisen aus, aber die bringen natürlich rein gar nichts. Peter und Renate entfernen sich zunehmend in steiler Spur. Nun überkommt mich doch eine leichte Gemütsregung. Rucksack auf, einen Feigen-Apfelriegel ins Gebiss, runtergespült, Schi an und in deutlich flacherer Spur geht es nun im zügigen Schritt bergauf. Nach ca. 10 Minuten habe ich die beiden eingeholt, kann nicht bremsen und zische zwischen Renate und Peter hindurch. Der Riegel fährt so richtig ins Gebein, sodass die endlosen Flächen förmlich durchpflügt werden, das allerdings in flacher Aufstiegspur. Der Abstand zu meinen Begleitern vergrößert sich. Wer jetzt aber denkt, Peter würde in meine Spur einfädeln, der hat sich getäuscht. Unbeirrt zieht er seine Spur möglichst steil aufwärts. Es lebe der Individualismus! Aber das Schöne ist, man kann ihn am Berg ausleben, ohne irgendjemanden zu stören. Jeder kommt zu seinem Vergnügen und jetzt auch eventuell weitere Nachfolger, denn sie können unter 2 verschiedenen Anstiegssteilheiten auswählen.
Das Kar geht nun in die Hochfläche über und majestätisch thront der Scheiblingkogel im gleißenden Sonnenlicht. Der Bruchharsch geht lückenlos in feuchten Pulver über, aber da haften meine Felle wieder besser. Ich liebe den Gipfelaufbau! Weit blickt man über das gesamte Tennengebirge und bei der heutigen Fernsicht kann man fast die Bergsteiger auf dem Großvenediger erkennen.
Nach ausgiebiger Gipfelrast bei leichtem Südwind starten wir zur „Genussabfahrt“. Doch siehe da, der Harschdeckel lässt sich mit Kraft ganz gut durchbrechen und es gehen sich sogar regelmäßige Schwünge aus. Bis auf die letzten 300 Hm sind wir mehr als zufrieden und über das Schlussstück legt man am besten den Mantel des Schweigens. Gut gelaunt wandern wir nun wieder eine halbe Stunde zum Auto und begießen die gelungene Tour mit Weißbier und Radler.
Walter
Tourendatum: 30.04.2017