Hagengebirge, Tristkopf, 2110 m

Schon wieder ist Herbst, schon wieder Nebeldecke, aber noch immer kein Schnee. Somit entschließe ich mich wieder einmal auf den Tristkopf zu wandern. Noch immer ist das Schotterwerk hässlich und die Motocrossbahn ist auch noch immer in Betrieb. Nur der Hubschrauber vom Vorjahr fehlt diesmal. So richtig novembergrausig stapfe ich den steilen Buchenwald hirnleer aufwärts. Vom dichten Nebel sind die Bäume nass und ab und zu trifft mich ein Tropfen, gerade so als wolle er mich an die Realität erinnern. So rasch wie möglich gehe ich aufwärts, leider werde auch ich nicht jünger und die Oberschenkel erinnern mich an Weihnachtskekse: voll mit Butter. Nach ca. 900 Hm durchbreche ich den Nebel. Saubere Luft atmet sich besser, nur der Lärm vom Tal ist nach wie vor zu hören. Erst im Karaufschwung wird es leiser. Dafür nimmt der Fön an Stärke zu. Immer wieder muss ich stehen bleiben und aufs Tennengebirge starren. Die Hochkogel Nordwest-Wand wirkt wie ein Magnet. Einige Routen sind mir dort schon gelungen, aber es gibt noch viele Ziele in dieser gewaltigen Wandflucht.
Irgendwann ist dann der Gipfel erreicht. Ein junger Gollinger sitzt da herum. Neidisch bewundere ich seine jugendliche Leichtigkeit. Ist das etwa Herbstmelancholie? Nachdem er weg ist komme ich zur Ruhe und genieße das Panorama. Ein gewaltiger Nebeldeckel liegt auf dem Salzachtal. Wie ein urzeitlicher Gletscher windet sich der weiße Wurm nach Norden um dort alles unter sich zu begraben, was niedriger als 1200 Meter ist.
Nach dem Gipfelbucheintrag geht es nun rasch talwärts. Das Eintauchen in den Nebel wird einfach ignoriert und nach 1 ½ Stunden sitze ich wieder im Auto. Na, so schlimm war es gar nicht, aber jetzt darf dann doch endlich der Schnee kommen.
Walter
Tourendatum: 26.11.2016