Loferer Steinberge, Breithorn, „Last minute“, „Netzstrumpfhose“, VII-/Ao

Unsichere Wetterverhältnisse, Nässe in den Nordwänden, Megastau auf den Autobahnen schränkt die Tourenmöglichkeiten etwas ein. Nach langem Suchen entscheiden wir uns für die Loferer Steinberge mit ihren Wänden bei der Schmidt-Zabierow-Hütte. Beim Losfahren fallen allerdings schon die ersten Regentropfen und die noch nicht vorhandene morgendliche Motivation sinkt weiter. Trotzdem wollen wir wenigstens zur Hütte gehen.

Bei frischen Temperaturen geht es mit zahlreichen Wanderern relativ kurzweilig bergauf und nach gut 1 ½ Stunden erreichen wir unser Rucksackdepot. Die Hütte ist noch 10 Minuten entfernt und schickt uns Trompetenklänge entgegen. Aha, wahrscheinlich eine Bergmesse und deshalb so viele Wanderer! Dementsprechend andächtig klettere ich inzwischen in der ersten SL, als plötzlich ein Geschrei los bricht. Hopp, Hopp, Hopp, Blasl, Ferdi, David, Zenzi und wie sie alle heißen mögen. Ein Berglauf ist voll im Gange und nun ist es vorbei mit der Bergruhe. Durch die Echos in dem Bergkessel können Peter und ich kaum unsere Seilkommandos verstehen. In der 2. SL habe ich die Hose dadurch gehörig voll, denn diese ist mit VII meines Erachtens etwas unterbewertet und immer wenn ich abzubröckeln drohe, hängt das Seil von oben gute 2 Meter durch. Mein verzweifelter „Ziag ein“-Ruf geht leider in den Anfeuerungsrufen, untermalt durch laute Radiomusik und sonstigem Hüttengeschrei unter. Die Konzentration ist dahin und die bräuchten wir eigentlich bei der uns ungewohnten Felsstruktur. Nach 2 SL ist die „Last minute“ fertig und ich quere weit nach links um zur folgenden Tour „Netzstrumpfhose“ ( wer sucht denn solche Tourennamen aus!) zu gelangen. Hier zieht nun ein imposanter VI-er Riss mit anschließendem V+ Spreizkamin herrlich klassisch nach oben. Es wäre ja wunderbar gewesen, aber nun stimmen mehrere Kinder, so knapp vor dem Stimmbruch, mit grässlichen Juchizern an. Mein Kopf dröhnt! Ohren zuhalten geht nicht und die Kindern beginnen mit einem Schreiwettkampf. Es nützt nichts, ignorieren und eine weitere steile VIer-Länge angehen. Das Gestein ist grobsplittrig bis blockig brüchig, dann wieder fest und griffarm. Ich nütze eine kurze Schreipause um mit einem VII- Überhang die Tour zu beenden. Eigentlich könnten wir nun noch nach 5 Minuten Schrofensteigen die 3. Tour „Malaria“ dran hängen, aber der ungewohnte Fels und das Geschrei hat uns dann doch zugesetzt und wir treten den Abstieg an. Begleitet durch Radiomusik in Abwechslung mit Trompetenschmettern kommen wir doch unbeschadet bei unseren Rucksäcken an und verlassen sodann fluchtartig den Ort des Grauens.

Walter

Tourendatum: 20.8.2016