Untersberg, Berchtesgadener Hochthron, „Neuer Schimkepfeiler“, VI

Nach 2 Wochen Kroatienurlaub sind die Gelenke etwas eingerostet. Dementsprechend ist der Bewegungsdrang groß, nur wie üblich ist das Wetter der einzige Unsicherheitsfaktor. Um 6.15 Uhr in der Früh sitze ich schon am Computer und versuche Sonnenfenster ausfindig zu machen. Aber nach einer halben Stunde komme ich zur Einsicht, dass alle Regionen in der Umgebung noch in Wolken stecken. Egal. Peter wird angerufen und natürlich aufgeweckt. Da er noch im Halbschlaf diskutiert, habe ich leichtes Spiel ihn zum Klettern zu überreden. Wir entschließen uns dann doch für den Untersberg. Die Superkombination sei eine tolle Tour und so schwanken wir mit zahlreichen Klettersteig gehern bergwärts. Kurz hebt sich die Wolkenhaube, doch bei dem Anblick der nassen Wände ist es besser, die Haube senkt sich wieder. So nass um diese Jahreszeit habe ich den Untersberg auch noch nicht gesehen.

Beim Rucksackdepot lassen wir uns einmal für 1 Stunde häuslich nieder. Gelegentlich sieht man den Wandfuß. Und bei dem Wort Fuß kommen natürlich auch die Kletterpatschen zum Zug. Zu meiner hellen Freude habe ich ein „Denk-an- mich-Stück“ meiner Frau im Rucksack gefunden. Ihren linken Kletterschuh! Folglich drückt sie zwischenzeitlich meinen linken Kletterpatschen zu Hause zärtlich und denkt auch an mich. Das ist wahre Liebe. Also muss es mit nur einem Patschen und einem Turnschuh auch gehen. Die Nässe lässt uns sowieso auf den leichteren Schimkepfeiler mit Direkteinstieg umschwenken, in welchen wir dann um 11.00 Uhr einsteigen. Nasse Risse, nasse Platten, nasse Schuppen. Herrlich alpin. Peter muss natürlich ab dem IV. Grad alles führen, doch unter diesen Bedingungen klettert auch er nicht mehr so locker wie gewohnt. Für mich hinten nach ist es gar nicht so unangenehm, denn die kleinen Tritte finden sich fast immer rechts und die großen links! Nur einmal finden sich auf einer feuchten Platte nur noch kleine Tritte. Doch wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Schlingerl her. Und schon steige ich in eine Sanduhrschlinge und die Platte ist überwunden. Auch die letzte VI- SL geht gut von der Hand und wir können für die letzten beiden leichten SL die Seile einpacken.

Der Gipfelsieg wird nur kurz genossen, da die lärmenden und lachenden Klettersteiggeher nicht in unsere Welt passen. Über den einsamen Grubenpfad können wir den Massen entkommen und leicht unser Rucksackdepot wieder erreichen. Dort angekommen ist es nun wolkenlos. Das klassische Sonntag 16.00 Uhr Wetter. Trotzdem sind wir zufrieden, dass uns in diesem schlechten Sommer eine Tour geglückt ist.

Walter

Tourendatum: 8.8.2016