Schlieferspitzen, 3289m

Die Temperaturen würden ja schon zum Klettern reizen, aber Peter hat sich mit seiner Renate an den Gardasee verzogen, Christian ist auf Fortbildung, andere wollen ihr Gepäck nicht so weit tragen und wieder andere gehen lieber Radfahren, denn da muss man nicht so bald aufstehen ?!? So, jetzt stehe ich da, aber nicht lange, denn die Schlieferspitzen im Obersulzbachtal sind immer wieder eine Reise wert und da ich bei schönem Wetter sehr gerne früh aufstehe, geht es um 4.00 Uhr zum Hopfelboden. Der Parkplatz ist fast voll, aber weit und breit noch niemand unterwegs, nur ein freundlicher Bayer taucht plötzlich hinter einem Auto auf. Er will zur Kürsingerhütte, allerdings ist er dafür fast ein wenig früh dran.

Nachdem der Drahtesel beladen ist, geht es gemächlich Tal einwärts. Bei der Berndlalm strahlt erstmalig der Große Geiger entgegen. Immer wieder ein erhebender Anblick. Ganz leise rolle ich weiter und völlig eins mit meinem Rhythmus genieße ich den Morgen. Es hat ganz ordentlich Schnee und so ist die Radtour knapp nach der Postalm beendet. Stört nicht, denn das Radeln ist eh nicht meins.

Gemütlich auf Tourenschi umgebaut und schon ziehe ich großen Schrittes über den noch harten Firn aufwärts. Um 9.00 Uhr kommen mir schon die ersten entgegen und neidisch sehe ich ihnen nach, wie sie im Seidenfirn ihre Schwünge ziehen. Das wird es bei mir nicht spielen, denn die Sonne brennt gnadenlos in die Ostflanke. Weit oben sehe ich andere Tourengeher und in einem Schneckenrennen überhole ich sie knapp vor dem Schidepot. Die Hitze setzt mir zu, geschnauft wird fürchterlich und geschwitzt ebenso. Aber das macht nichts. Die Gegend ist zu schön um zu jammern. Eine gelegentliche Fotopause hilft weiter.

Den Gipfelaufbau gehe ich zu Fuß, allerdings wären Schi für den Gipfelhang auch nicht schlecht gewesen. Der Gipfel selbst ist bekanntermaßen klein, aber zum Bestaunen der Umgebung reicht er alle mal. Nach einer spärlichen Jause geht es an die Abfahrt. Schwerer, feuchter Pulver und weiter unten tiefer Sulz lässt die Oberschenkel glühen. Alle 10-15 Schwünge muss ich stehen bleiben, manchmal komme ich offenen Spalten beunruhigend nahe, denn der Schnee vom Winter fehlt dann doch. Zuletzt fahre ich die Straße auf letzten Feuchtschneeflecken zu meinem Bergradl, schwinge mich drauf und fühle, dass sich zwischen Nabel und Knie nichts mehr so anfühlt wie vorher. Ich weiß schon, warum Radfahren nicht mein Sport ist.

Walter

Tourendatum: 7.5.2016