Großglockner, 3798m

Vor 3 Monaten hatte ich mir diesen Donnerstag frei eingetragen und welch ein Wunder! Das Wetter ist schön und nicht nur das, es ist der schönste Tag bis auf weiteres. Also muss was Gutes her. Schitour oder Klettern, das ist hier die Frage. Firntouren sind doch etwas Schönes und so müssen die Schi wieder ausgepackt werden. Um 2.45 Uhr geht es auf in Richtung Osttirol. Bei Werfen wird noch schnell der Hüttenwirt der Werfener-Hütte, Gerhard, mit aufgeladen und verkehrsarm geht es in den Süden. Beinahe hätten jedoch Tunnelwartungsarbeiten uns die Tour vermasselt. Den Pass Lueg musste ich schon umfahren und am Felbertauern waren die Ampeln auf Rot. Die Autos hinter uns waren ebenfalls Schitourengeher, denn sie hatten bereits Mützen und Sonnenbrillen auf und wurden sichtlich nervös. Endlich, um 5.00Uhr wurde der Tunnel frei gegeben und weiter geht’s nach Kals.
Am Parkplatz ist was los. Kreuz und quer laufen die Glockneraspiranten mit ihren in den Rucksäcken aufgesteckten Schi herum. Lustig anzusehen. Wir wurden mit unseren Bergrädern etwas exotisch betrachtet, aber überholt haben wir viele. Leider ist jedoch nach 15 Minuten mit dem Radeln Schluss und im harten Firn geht es mit den Schi unserem Ziel entgegen. Gerhard legt ein ordentliches Tempo vor. In den Flachstücken tlw. im Laufschritt geht es zügig voran. Über gewelltes Gelände marschieren wir voller Freude der Sonne entgegen. Ich muss meine Harscheisen anlegen, denn die Rutscherei stört mich gewaltig. Weit in der Ferne sehen wir Karawanen von der Stüdlhütte kommend. Die müssen alle überholt werden, sonst stehen wir am Gipfelgrat stundenlang im Stau. Gesagt, getan und am Grat vor der Adlersruh können wir erneut viele nach dem Steigeisen anlegen zurücklassen. Von der Erzherzog-Johann-Hütte, welche frisch renoviert erstrahlt, ist die Aussicht grandios. Welch ein schöner Tag. Die Fernsicht geht ins unendliche und der Himmel über dem Glockner ist fast schwarz. Nach kurzer Rast steigen wir über das Glocknerleitl zum Beginn der Felsen auf. Leider geht es Gerhard plötzlich gar nicht gut und er bittet mich, alleine weiter zu gehen. Alle Überredungskünste sind umsonst und da wir kein Seil dabei haben ist es wohl doch besser, wenn er auf die Rucksäcke aufpasst. So schnell es geht stapfe ich höher. Gute Spuren erleichtern den Aufstieg deutlich. In die Scharte zwischen dem kleinen und dem großen Glockner ist ein dickes Stahlseil gespannt. Ich warte und lasse den Gegenverkehr durch. Danach geht es schnell, denn sowohl die Scharte, als auch der Gegenanstieg bieten keinerlei Schwierigkeiten.
Man möchte es nicht glauben, aber ich stehe alleine am Großglocknergipfel ! Ein paar Fotos geschossen, 2 Minuten die Gegend bewundert und schon beginne ich wieder mit dem Abstieg, denn ich möchte Gerhard nicht zu lange warten lassen. Schön langsam beginnt die Rush-hour. Wieder muss ich warten, was der Gegenverkehr allerdings schamlos ausnützt. Somit bleibt mir nichts anderes übrig als ebenfalls loszugehen und irgendwie den Entgegenkommenden auszuweichen. Bald sitze ich wieder bei meinem Kameraden und nach einer schnellen Jause geht es hart aber griffig abwärts. Durch wenige Felsen durchgeschummelt können wir die direkte Abfahrt zum Ködnitzkees antreten. Im Flachstück bricht der Schnee noch kurz, aber dann gibt es perfekten Firn bis zu unseren Rädern.
Der Rückblick lässt nochmals Freude, aber auch Wehmut aufkommen, denn leider sind die schönsten Momente immer so schnell vorbei.
Walter
Tourendatum: 21.4.2016