Hochkönig, Ostkessel, „Big Beauty“, VI+/Ao (VIII)

Man möchte es nicht glauben, aber dieser Herbst ist wieder umwerfend. Schönes Wetter für Sonntag, Treffpunkt um 6.00 und… es regnet !? Schweigend sitzen Peter und ich im Auto und fahren trotzdem Richtung Süden. Ganz weit hinter dem Pass Lueg scheint uns eine kleine Wolkenlücke entgegen. Na, anschauen kann man es sich ja und so wandern wir kurz nach 7.00 in Richtung Stegmoosalm. Peter beschwert sich über meinen flotten Schritt, aber irgendwie laufen die Beine heute wieder wie von selbst. Über ein Bachbett, anschließende Steilschrofen und einer steilen, sehr brüchigen Schlucht geht es etwas mühsam aufwärts. Der Hochkönig hat noch einen Hut auf. Ob das was wird? Gerade als Peter die Zustiegsmotivation verlässt sind wir zum Glück nach 2 Stunden beim Einstieg. Schotter donnert in die Tiefe, zum Sitzen ist wenig Platz. Sehr romantisch hier im Gedärm des Hochkönigs. Zum Glück hat uns nun die Sonne erreicht und die Stimmung hebt sich.

Steil zieht die Rissverschneidung mit VI- aufwärts. Extrem rauer Fels, gespickt mit 2 cm herausstehenden Sigi-Bolts. Es folgt ein eleganter Quergang, nur der Schritt ums Eck gestaltet sich für VI+ auffällig schwierig. Nun wird’s leichter und über 4er und 5er-Platten geht es, z.T. am laufenden Seil, rasch aufwärts. Ein eleganter, steiler Piazriss ist wieder anstrengender und bald sind wir an der Schlüsselstelle. Trotz mehrmaliger Versuche muss Peter nun doch ein wenig schummeln, mir ist das egal, denn ich betreibe Schummeln ganz offensichtlich. Zum Schluss wartet ein herzhaft knackiger Ausstiegsriss mit VI oder V+/Ao ? Ich bin überzeugt, dass ein VIer-Geher hier keine Chance hat, noch dazu finden sich auf 30 Meter auch nur 4 Haken. Egal, nach 3 ½ Stunden ist der Spaß vorbei und wir freuen uns über die frühe Zeit.

Also nichts wie rüber zur Abseilpiste. Aber wie können wir auf die andere Kesselseite gelangen? Ich schlage einen Aufstieg mit anschließendem Rüberqueren vor. Peter zweifelt derart an dieser Entscheidung, sodass wir knapp vor dem höchsten Punkt wieder umdrehen. Diffiziles Platten Abklettern mit Turnschuhen strapaziert die Nerven. Aber unten geht es auch nicht weiter. Also nochmals überlegen und erneut rauf. Nun finden wir Bänder und Schrofen, welche uns zur Abseilpiste leiten. Die erste Abseillänge klettern wir ab. Nun geht es am Seil weiter, allerdings sind die Abseilstände schwer zu finden. Den 4. Stand kann ich nicht entdecken. Ich pendle die gesamte Wand ab, aber keine Chance! Nach einer ½ Stunde hänge ich mich einfach zu einem Felskopf und bitte Peter zum Suchen nachzukommen. Auch er findet nichts, aber kann 10 Meter zu einem Kletterstand queren. Hier baut er eine erneute Abseilstelle auf. Mir wird während dessen langweilig und nach kurzer Inspektion entscheide ich mich einfach ein Stück ab und rüber zu klettern um den nächsten Kletterstandplatz zu erreichen. Mit den Turnschuhen im 3er-4er Gelände bekomme ich direkt ein wenig Handschwitzen, aber es geht. Nach dieser Einlage sind wir bald wieder vereint und können zum Glück die letzten beiden Abseilstellen wieder finden.

Erleichtert, aber verspätet kommen wir bei unseren Rucksäcken an und nun den gesamten Schrofenbereich wieder runter. Überraschend gelingt dies aber sehr gut, doch es zieht sich. Knapp vor der Stegmoosalm müssen wir dann die Stirnlampen auspacken, doch das ist uns nach dem Abenteuer egal.

Ein würdiger Saisonabschluss!

Walter

Tourendatum: 8.11.2015