Tennengebirge, „Wengerau-Umrahmung“

Nach den 2 Wochen Kulturaufenthalt in England hat sich der Alpingeist etwas zurückgedrängt gefühlt und so muss nun zur ersten DVT ( Donnerstag-Vormittag-Tour) wieder etwas Bewegung ins Spiel kommen.
Nur mühsam quält sich der Körper um 5.00 aus dem warmen Bett. Noch einmal sinke ich zurück und Mist, schon ist es 5.15Uhr. Schnell auf, gefrühstückt und hurtig in die Wengerau bei Werfenweng. Um halb sieben ziehe ich über das taufeuchte Gras, an verdutzten Kühen vorbei in Richtung Heinrich-Hackel-Hütte. Hier schläft noch jeder. Angenehm ruhig ist es. Verführerisch winkt mir der Tauernkogel mit seiner Westwand herüber, aber leider gibt es momentan keine Kletterpartner für so frühe Klettertouren. Außerdem ist es auch viel zu kalt. Am Gras hängt inzwischen Raureif. Den vielen Schafen in der Tauernscharte stört das nicht. Mit ihrem dicken Fell watscheln sie eine kurze Zeit vor mir her, bis sie mich schließlich vorbei lassen. Nebelfetzen und ein kalter Wind erwartet mich am Tennengebirgsplateau. Die Felsplatten sind großflächig mit tückischem Reif überzogen. Nur nicht ausrutschen! Den Eiskogel lasse ich heute links liegen. Die Zeit drängt. Im Laufschritt geht es weiter. Um 9.00 bin ich bei der Wengerscharte und nach einem kurzen Blick auf die Karte geht es auch schon weiter zum Streitmandl. Irgendwie wird es heute knapp mit dem Ordi-aufsperren. Harter Schnee mit alten Spuren kommt dazu. Ich erreiche die Edelweißer-Hütte. Einsam und leicht angeschneit steht sie da. Gerne würde ich mich kurz hinsetzen um das Ambiente zu genießen, aber Hopp-Hopp, nur nicht einschlafen. Wieder kommt Nebel auf. Ich treffe auf 2 Kärntner und noch 2 weitere Wanderer. Kurze Worte und sie sind schon weit hinter mir. Die Markierungen werden weniger. Wann kommt denn nun endlich der Abstieg zur Werfener-Hütte?! Ein Hügel nach dem anderen wird überschritten. Das gibt es doch nicht. Ich bin nun schon fast auf Höhe des Happisch-Hauses und es wird mir klar, ich bin viel zu weit gelaufen. Also wieder zurück. Es ist nun schon halb elf. Die Kärntner treffe ich wieder und sie wollen aufs Raucheck! Sie geben mir Tipps, wie ich die Abzweigung finde und Gott sei Dank kann ich im Nebel eine Markierungsstange in der Ferne erkennen. Nun ist wieder alles klar und so schnell wie möglich geht es hinunter zur Thronleiter. Doch hier ist Stau angesagt. Eine voll ausgerüstete Klettersteiglerin fürchtet sich im Zeitlupentempo die Leiter herauf. Es hilft nicht, ich muss weiter und steige ihr entgegen. Doch bevor sie noch weiß wie ihr geschieht, bin ich auch schon vorbei. Im Laufschritt hinüber zur Werfener Hütte. Mist, es ist schon ½ zwölf. Ein Kaffee geht sich nicht aus, nur ein paar Worte. Die südamerikanischem Hüttengämsen verabschieden mich und die letzten 1000 Hm laufe ich in gut 30 Minuten hinunter. Mit einer ¾ Stunde Verspätung kann ich dann einen stressigen Arbeitstag beginnen. Schön, wenn man sich vorher beim Wandern gut regenerieren konnte.
Walter
Tourendatum: 10.9.2015