Alpawand, „Der Franzose und die Alten Männer“, VII (VII-/Ao)

Die lähmende Hitze lässt uns in dieser Saison schon das 2. Mal zur Alpawand flüchten. Pünktlich um 4.30 steht Peter bereit und um 6.30 stehen wir am Umziehplatz. „Das Nest des Geiers“ (VIII) ist unser Ziel und voller Zuversicht Queren wir am Wandfuß ganz nach rechts. In der „Earth and Heaven“ links von uns beginnen 2 Tschechen ihr Tageswerk und fast zeitgleich steigen wir ein.

Der Fels ist hier allerdings etwas anders als in den Touren im linken Wandteil. Man sieht, wieviel Arbeit in dieser Erstbegehung steckt. Kubikmeterweise wurde hier lockeres Material in die Tiefe befördert, aber trotzdem findet man noch genügend wackelige Griffe und das Ganze noch dazu bei sehr weiträumiger Sicherung. Ungewohnt langsam geht es voran. Man muss sehr konzentriert klettern und die Tageshitze ist bereits zu spüren. In der 4. SL mit VII+ passiert es dann. Knapp vor dem Standplatz komme ich nicht mehr weiter. Alle meine technischen Tricks bringen mir nichts und so muss Peter ran. Starker Seilzug lässt durch harte Arbeit Schweiß tropfen, doch Peter schafft die Stelle im 3. Anlauf und nun ist uns klar, diese Tour wird heute nichts, denn wenn die Sonne reinknallt gibt es Bergsteiger-Rösti. Die perfekten Stände mit Abseilringen bringen uns rasch wieder zum Einstieg und als wir dann so dastehen kommt eine Idee von Peter:“ In 4 Stunden laufen wir schnell über den Franzosen hinauf, damit wir wenigstens irgendetwas gemacht haben!“ An Unterlagen haben wir nur ein Zeichentopo ohne Schwierigkeitsangaben, aber irgendwie haben wir so das Gefühl, dass der Franzose leicht zu haben ist.

½ Stunde später, es ist bereits 11.00, ist Peter schon in der 1. SL. Siehe da, ziemlich schroffig, aber die 2. Länge wird besser. Fest aber schwer, doch die Absicherung ist gut. Die 3. Länge ist ein herzhaft kräftiger Überhang und der Franzose beginnt sich zu wehren. Für mich bedeutet das natürlich schon wieder Ao! Macht nichts, nur weiter, die Zeit drängt, die Temperaturen steigen!

Je höher wir kommen, desto alpiner und anstrengender wird das Ganze. Zum Schluss finde ich mich in sehr steilem Grasgelände, gespickt mir Latschen und Lärchen wieder. Riesenseilzug, der Schweiß tropft mehr als wir Flüssigkeit mithaben. Die 2. Wandhälfte wird dann wesentlich schöner, allerdings auch deutlich anstrengender und bei schwindenden Kräften auch immer schwerer. Ein VII- Riss verlangt mir als Seilzweiten fast alles ab, sodass ich Peter bitten muss, auch die nächste Länge zu führen. Seine Gesichtszüge wirken auch schon etwas gequält, aber anstandslos kämpft er sich aufwärts. So schleppen wir uns von Stand zu Stand und die 15. und letzte Seillänge endet wie die erste, in der Botanik. Beim Wandbuch sinke ich nieder und hole Peter nach. Noch nie haben wir in einer Alpatour so gekämpft, allerdings ist diese Tour auch die Unlohnendste dieser Wand, was sich in den Wandbucheinträgen niederschlägt. Seit der Erstbegehung 2011 hatten wir nun die 16. Begehung.

Der Abstieg geht trotz Hitze besser als gedacht, allerdings musste nun sogar ich 3 mal in den Bach beim Auto springen.

Walter

Tourendatum: 4.7.2015