Untersberg, Geiereck,1806m

Wie schon im letzten Jahr, will es auch heuer mit dem Regen im Frühjahr einfach nicht aufhören. Die Klettersaison ist schon wieder in Gefahr, dabei hätten wir doch so viele Ziele. Aber Jammern bringt auch nichts und so muss ich mir in der kurzen Regenpause die Beine ein wenig vertreten. Auf Grund der Neuschneemenge bleibt eigentlich nur mein geliebter Untersberg als Ziel übrig. Mein Plan: über den Dopplersteig schnell aufs Geiereck und dann im Laufschritt auf die andere Seite des Plateaus zum Störhaus und wieder retour, dann aber über die Toni-Lenz-Hütte, Schellenberger Sattel und zurück zum Auto. Bis Mittag müsste sich das ausgehen.

Die ersten Meter spannen in den Oberschenkel. Das lange nichts tun macht sich bemerkbar. Zäh geht es heute aufwärts, was allerdings nicht daran hindert, reihenweise zu überholen. Der Blick vom Rosittenkar in die Gipfelwand ist immer wieder sehenswert. Nebelschwaden ziehen auf und als ich in den Dopplersteig einsteige ist schon alles eine graue Nebelsuppe. Wie sehr beneide ich das Bergsalamander Pärchen unter einer Stufe. Die fühlen sich bei dem Wetter so richtig wohl.

Am Ausstieg des Dopplersteiges vertreibt der Wind die Nebelfetzen und ab und zu blinzelt sogar die Sonne durch. Knapp vor dem Gipfel kommt es dann zu einem raschen Schneehöhenanstieg. Na bravo und ich nur mit den leichten Schuhen unterwegs. In dem nassen Schneesumpf wird das Tempo deutlich reduziert und es ist mir auch sofort klar, das mit dem Stöhrhaus wird heute nichts und schon zieht sich der Wolkenvorhang wieder zu. Von wegen sonniger Tag. Langsam stapfe ich in einer vorhandenen Spur in Richtung Mittagsscharte. Tiefer Winter auf dem Plateau. Kein Blick zum Göll, Watzmann oder Hochkönig. Der Schnee reicht bis zu den Stollenlöchern am Weg zur Toni-Lenz-Hütte. Eindrucksvoll, wie hier die Leitern in die Tiefe ziehen.

Mit dem Nebel bekommt man hier fast einen mysthischen Eindruck. Der ist allerdings gleich wieder dahin, denn der Schnee ist wieder weg und damit springt die Laufmaschine wieder an und weiter geht’s. Der Weg führt direkt über die Terrasse der T-L-Hütte, wahrscheinlich um an der gut sortierten Speisekarte hängen zu bleiben, aber mit mir würde wohl jeder Hüttenwirt verhungern. Unmittelbar nach der Hütte zweigt der Weg zum Schellenbergersattel ab, doch dieser ist wegen Unwetterschäden gesperrt. Auf dem Schild steht sogar „Lebensgefahr“. Durch den Nebel lasse ich mich dann doch von einer Begehung abhalten und gehe über den Normalweg talwärts, was allerdings eine fast einstündige Asphaltwanderung zum Auto nach sich zieht.

Walter

Tourendatum, 25.5.2015