Watzmann , Hocheck 2651 m

Die Entscheidung, wohin es heute geht, ist gar nicht so leicht. Peter hat sich an den Gardasee mit seiner Renate verzogen und ich muss noch irgendwo im Schnee herumstapfen. Ein Klassiker und Saisonmuss ist das Hocheck. Etwas verspätet starte ich um 6.30 mit dem Bike an der Wimbachbrücke. Die Muskeln ziehen ganz ordentlich beim Losstarten, denn vom Donnerstag habe ich einen ordentlichen Oberschenkelmuskelkater vom Untersberg runter Laufen und das Bike sieht auch nach einem halben Jahr das erste Mal wieder die Sonne.

Im Almgelände strahlt schon das Ziel entgegen und die Wiesen sind mit Schneerosen übersät. 4 weitere Bikes lehnen bereits an den Bäumen. Schade, aber bei der schönen Tour nicht verwunderlich. Nach 15 Minuten Tragezeit kann man auch schon anschnallen und über Sommerfirn geht es aufwärts. An der Gugl stehen ein paar Jausner herum. Meine Beine sind zwar schwer, aber stehen bleiben ist nicht notwendig. Je weiter ich aufwärts gehe, desto pulvriger wird der Schnee. Pulver ist allerdings übertrieben, denn der hat eher Mörtelcharakter und eine unglaubliche Affinität zu den Fellen. Somit wird das Schigewicht indirekt proportional zur Kraft und direkt proportional zum Zurückrutschen. 5-6 mal muss ich die Felle abziehen und vom Schnee befreien, damit ich nach 20 Metern schon wieder 10 cm größer bin. Irgendwann gebe ich es auf und akzeptiere, dass es heute keine Spitzenzeit im Aufstieg gibt. Man kann ja auch die Landschaft genießen.

Am Gipfel finde ich Schutz vor dem stärker werdenden Fön vor der kleinen Schutzhütte. Der Tiefblick zum Königssee ist immer wieder grandios. Irgendwann aber ( nämlich genau nach 10 Minuten) muss ich doch wieder aufbrechen und bereits der erste Schwung lässt die Schi nur so krachen. Auf den ersten 200 Höhenmetern fehlt einfach die Schneeunterlage. Ein mir entgegen kommender Bayer meint auf mein Jammern über den Schneemangel nur:“ Du bist am Hocheck! Do geht man net wengan Schifoan aufi, sundan nua wengan Schindn!“

Wie auf Eiern geht es runter, aber irgendwann wird es dann besser. Ich folge allerdings nicht den Spuren rechts weg über die Rampe sondern fahre gerade, der Aufstiegspur entlang. Hier ist es sonst unverspurt und die Sonne hat einen tragfähigen Deckel gebildet. 20 cm schwerster Neuschnee darüber bringen meine Oberschenkel zum Glühen. Alle 10 Schwünge brauche ich eine Pause, doch je weiter es abwärts geht, desto besser wird’s und von der Gugl weg kann man fast schon Firn schmieren. In der Schneerosenwiese muss ich mich nochmals kurz hinsetzten, es ist einfach zu schön, um schon wieder ins Tal zu fahren, allerdings ist die Abfahrt mit dem Bike auch nicht zu vernachlässigen.

Walter

Tourendatum: 26.4.2015