Untersberg, Salzburger Hochthron, 1853m + Hoher Göll, 2522m

Trotz langem Abend reißt es mich bereits um 5.30 aus dem Bett. Die Schlechtwetterfront verzieht sich gerade nach Osten und der Vollmond strahlt. Sofort ist die Müdigkeit verschwunden und leise, um meine Familie nicht zu wecken, krame ich meine sieben Sachen zusammen. Mit meinem Elektroauto schleiche ich mich völlig lautlos davon und steuere dem Untersberg zu. Über die Schipiste geht es aufwärts. Man kann über sie noch immer bis zum Parkplatz abfahren.
Die Kräfte werden geschont, denn eine 2. Tour möchte ich heute noch dranhängen. Wie beim Auto dosiere ich meinen Strom gerade so, dass noch etwas weiter geht, aber ja nicht zu viel davon verbraucht wird. Denn die Ladestationen sind dünn gesät. Allmählich steigt die Schneehöhe und ein eisig kalter Wind streicht talwärts. Erste Tourengeher kommen mir schon wieder entgegen. Alle dick eingepackt und ab Plateauhöhe muss auch ich Gewand anlegen. Je höher es geht, desto mehr strahlt alles. Zuletzt zeigt sich das Gipfelkreuz dick eingepackt mit Schnee und die Aussicht ist grandios. Bis in die Zillertaler reicht der Blick. Schnell ein paar Fotos, ein paar Happen Strom in den Mund und ich sause talwärts. Nach 1 Std. 40 sitze ich schon wieder im Auto und schwebe geräuschlos ins Berchtesgadener Land.
Die Nachrichten geben Lawinenwarnstufe 4 durch. Ob das mit dem Göll eine gute Idee ist? Na, mal schauen, wer sich aller dort herumtreibt. Beim Parkplatz stehen die Autos schon reihenweise entlang der Straße. Die werden die Schneebretter wohl schon alle abgetreten haben und so geht es nun direkt vom Auto mit den Schi los. Dies ist eher ungewöhnlich, denn meistens muss man anfänglich 15-20 Minuten tragen. Aber heute hat es genug Schnee. Und noch dazu frischen Pulver. Ich finde einen gleichmäßigen Schritt und fühle gar nicht, dass bereits 1300 Hm in den Beinen stecken. Natürlich werden wieder viele überholt, aber alle lassen mich bereitwillig vorbei. Rechts von den „Umgäng“ lockt eine Spur zum hohen Brett. Wäre auch noch schön als Draufgabe, aber die Familie wird wohl warten und so streiche ich die Gedanken für einen 3. Gipfel.
S-seitig ist der Schnee schon feucht, aber er stollt Gott sei Dank nicht. Und dann kommen die großen Wechten bei der Einfahrt zur Ostwand. Beeindruckt muss ich stehen bleiben und ein paar Fotos schießen. Kurz darauf stehe ich am Gipfel und bin erstaunt, dass die 1500 Hm in 1 Std. 50 hergingen. Lustig, und das ohne Stress, denn ich wollte mich ja schonen. Strom tanken am Gipfel ist leider nicht möglich, denn die Jause liegt im Auto, aber bergab wirkt die Rekuperation und die bringt ja bekanntlich wieder Energie in die Akkus. Nach einer tollen Pulver-abfahrt bis zum Auto schwebe ich wieder in Richtung Heimat und eines ist mir klar: Der CO2-Ausstoß war heute bei mir größer, als bei meinem Auto.
Walter
Tourendatum: 7.3.2015