Venedigergruppe, Schlieferspitze, 3289m

Leider ist für diesen Samstag kein Kletterpartner zur Verfügung und so muss ich halt noch einmal die Schi auspacken. Eigentlich bin ich darüber gar nicht böse, denn die Schlieferspitze wollte ich schon lange gehen.
Um ½ 7 radle ich gut bepackt vom Hopfelboden los und erreiche nach 1 ½ std. die Materialseilbahnstation der Kürsingerhütte.
Dass 100 m vor der Station schon 2 Räder stehen, registriere ich nicht und somit fällt mir auch die Brücke an dieser Stelle über den Obersulzbach anfänglich nicht auf.
Gemütlich wird das Radlerdress gegen das Skitourengewand getauscht und voller Auftrieb geht es Tal einwärts. Die Schi müssen getragen werden, doch rasch kommt die Einstiegsrinne näher.
Aber hallo! Wo geht es denn hier über den Bach! Nach einer ¼ std. komme ich zu einer dünnen Restschneebrücke, aber diese traue ich mich bei dem reißenden Bach nicht überschreiten. Also wieder retour, laut schimpfend, zum Rad und kurze Abfahrt zu den beiden anderen Rädern. Hier komme ich über eine sehr labile Hängebrücke aufs andere Ufer.
Nun aber hurtig, denn die Sonne steht schon hoch und ich entdecke weitere Tourengeher schon weit oben. Über letzte Sommerfirnreste geht es zügig aufwärts, doch das traumhafte Panorama zum Venediger und zum Geiger zwingt mich immer wieder zum Stehenbleiben. Nur der kräftige Föhn stört ein wenig.
Kurze Trinkpause, Fotos schießen, Socken wechseln, denn die Schischuhe drücken heute auf die Knöchel wie schon lange nicht mehr. Wie auf Eiern geht es nun, zum Füße schonen, weiter. Schade um den Genuss.
Am steilen Schlusshang werden dann die Schi auf den Rucksack gepackt und in den Fußstapfen der Vorgänger ist das Endstück, inklusive dem ausgesetzten Grat schnell hinter mich gebracht.
Der Gipfel ist ganz klein. Vielleicht können da drei Personen umarmt stehen, doch ich bin allein und kann mich, vor dem Föhnsturm schützend, zum Gipfelkreuz kauern. Schell ein Beweisfoto und rasch wieder zu den Schi absteigen.
Die Sonne hat am Gipfelhang gute Arbeit geleistet und dieser ist schön weich, denn sonst hätte ich mich bei der Steilheit mit meinen Leichtschi nicht hinuntergetraut. Danach ein Paar Schwünge in zartem Pulver, welcher lückenlos in Bruchharsch übergeht. Die Sonne hat leider gegen den Wind verloren und so sind die folgenden 500 HM mit einer zarten Schmelzharschschicht auf nassem Untergrund überzogen. Völlig egal, so etwas gehört dazu und der anschließende Sommerfirn entschädigt für alles. Neben dem spritzenden Bach kann man elegant runterschmieren. Noch ¼ Std. tragen und dann kann ich mit meinem Bike genussvoll das Obersulzbachtal hinausrollen. Der Geiger grüßt noch mal in schönstem Weiß gegen dunkles Blau.
Was für ein schöner Saisonausklang!
Walter
Tourendatum: 18.05.2013