Loferer Steinberge, Breithorn 2413m, „Ende Nie“, VI+/Ao ( VII ?)

Der 14 tägige Familienurlaub auf Korfu bot ausreichend Möglichkeit, nichts zu tun und sich zu erholen. Der eine oder andere Speckring macht sich breit und somit ist nach der Rückkehr der Drang nach alpiner Betätigung unbändig. Somit stürmten wir bereits vor einer Woche, am Sonntag bald in der Früh, um der Hitze zu entkommen, zur Reiteralpe Nordseite und genossen eine wunderschöne Aman/Brüderl-Tour (Willis weiter weg). Fotos gibt es leider keine, denn die Kamera war noch durch Urlaubsfotos blockiert, aber rauer Fels aus einem Guss mit Schwierigkeit bis max. VII- muss für Fantasien ausreichen. Nach den 10 SL war uns sofort klar, wir brauchen mehr. Und um unseren Felshunger wirklich ein wenig zu stillen, gibt es nur eine Tour: „Ende Nie“. Der Nimbus über diese Tour ist inzwischen groß, aber der Reiz, 38 SL am Stück zu klettern ist noch größer. Groß ist auch unsere Angst, die Tour könnte überlaufen sein, denn in unseren Vorstellungen möchte plötzlich jeder diese Tour klettern. Umso größer unsere Freude, als wir am Ausgangsparkplatz nur ein Auto vorfinden. Nur mit dem Allernötigsten bepackt geht es los. Als wir uns nach gut einer Stunde dem Einstiegswandl nähern, klettert eine Seilschaft bereits in der 1. SL und die sind schnell. Somit können wir uns gemütlich umziehen und nach einer Stärkung gehen auch wir den langen Weg an. Schon bei den ersten beiden SL wird unsere neue Klettertaktik angewandt, nämlich paralleles Klettern mit T-Block-Bremse an den Standplätzen. Doch die erste schwere Stelle mit VI+ bremst unser Tempo rapide ab. Nur mit Hakenhilfe und wildem Grunzen kann ich mich über den Überhang kämpfen. Peter schafft es zwar frei, doch auch er ist der Meinung, mit VI+ hat dies nicht viel zu tun. In diesem Stil geht es uns übrigens auch bei fast allen schweren Stellen, sodass wir die Tour als unterbewertet einstufen würden. Na, egal. Danach nehmen wir unser Tempo gleich wieder auf und schon bald haben wir 2 nette Bayern eingeholt. Diese lassen uns bereitwillig vor und quittieren diese Aktion mit einer Jausenpause. Dies verschafft uns einen guten Sicherheitsabstand und so können wir uns den schweren Kletterstellen ohne Zeitdruck widmen. Eigentlich habe ich mir die Tour weniger schwierig vorgestellt, doch man muss wirklich in vielen Seillängen kräftig zupacken. Die Hakenabstände sind tlw. ordentlich und mobile Sicherungen lassen sich nur sehr begrenz anwenden. Jausenpause von 5 Minuten nach 19 SL, dann geht’s wieder weiter. Peter geht wieder 2 SL am Stück, ich folge einfach, aber es geht sehr schleppend weiter. Findet er den Weg nicht, oder ist er eingeschlafen? Nach mehreren Minuten geht es wieder einen Meter weiter, dann wieder Stop. Endlich hat er Stand und mir wird klar, es war wieder eine kräftige VI+. Allmählich werden wir langsamer, die Arme fühlen sich irgendwie schwer an und auch die Beine lassen sich nur widerwillig anheben. Wir erreichen das große Schotterband, die Sonne brennt und die Orientierung ist schwierig. Nach längerem Suchen finden wir sodann doch den Weiterweg, aber nach einer SL ist schon wieder Schluss. Endlich finden wir den rettenden Stand weit rechts und kommen zu der Erkenntnis, die 32. SL wurde dazu erfunden. Kleinschrittweise mühen wir uns weiter, doch es geht. Von unseren Verfolgern ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Und dann, endlich ist Peter am Ende der Tour angelangt. Nach 7 ½ Stunden Kletterzeit können wir uns zur Tour gratulieren. Aber in Anbetracht des noch bevorstehenden Abstieges kommt keine wirkliche Freude auf. Nur langsam schleichen wir dem Gipfelkreuz zu. Anschließend geht es über den SW-Grat zum Waidringer Nieder und nach fast 3 ½ Stunden Abstieg stehen wir wieder bei unserem Auto. Nur ein schmelzendes Schneefeld und eine kleine Quelle rettet uns vor dem Verdursten. Die Elektrolyte werden in einem Gasthaus in Lofer mittels Radler ausgeglichen und wunderbar müde und entspannt konnten wir die Heimreise antreten.
Walter
Tourendatum, 3.8.2013