Hochkönig, Teufelskirchl, „Venusfalle“, VII/Ao ( VII+/VIII-)

Der nicht angekündigte Dauerregen am Samstag in Salzburg bringt mich fast zur Verzweiflung, insbesondere, da bereits am letzten Wochenende die Klettertour nach 10 Meter wegen Regen endete. Meine liebe Frau hat Erbarmen mit mir und verzichtet auf den obligatorischen Familiensonntag und somit kommt Hoffnung auf, dass vielleicht doch noch ein paar Klettermeter absolviert werden können. Eines ist aber auch klar, nördlich des Pass Lueg geht nichts, da die Berge wie frisch gewaschen da stehen. Also wieder einmal zum Hochkönig, da hier die Chance auf trockenen Fels sehr groß ist.
Über dem Hochnebel strahlt bereits die Sonne und der Fels. Mit einigen anderen Kletterern starten wir in Richtung Mitterfeldalm. Aus dem Hochnebel, die Sonne reflektierend, hört  man, fast urzeitlich, das permanente Röhren der Hirsche. Diese tolle Stimmung lässt die Vorfreude aufs Klettern weiter wachsen.
Unser Ziel ist noch nicht ganz klar, wir wollen es erst im Laufe des Zustiegs entscheiden.
Das Teufelskircherl lacht uns heute besonders freundlich entgegen, also warum nicht wieder einmal die „Venusfalle“ angehen. Diese wunderschöne Route kletterte ich bisher immer mit Freunden, die diese Gegend noch nicht kannten, denn der Fels gehört zum Besten, was der Hochkönig bieten kann. Trocken ist auch alles; also nichts wie ran an den Speck.
Peter ist heute allerdings etwas angeschlagen. Der Fön setzt ihm ordentlich mit Kopfschmerzen zu, da nützt auch die doppelte Dosis Schmerztabletten wenig und somit gehen wir eher gemütlich und wortkarg die Sache an.
Die erste SL zieht schon genial noch oben, nur ein brüchiger Überhang wehrt sich erbittert. VI- ist hierfür doch deutlich untertrieben, auch die 3. SL mit V+ benötigt ein solides Kletterkönnen, insbesondere, da die Tour nicht gerade mit Bohrhaken übersät ist. Im 2. Teil nimmt die Felsqualität nochmals deutlich zu und nach jedem Griff muss ich Peter zurufen:      “Uuuunglaublich!“
Trotz Kopfschmerzen gelingt Peter die Schlüsselstelle im 2. Anlauf frei, was ich gar nicht erst probieren muss, denn ich kann weder eine vernünftige Griff- noch Trittkombination entdecken. Auch egal. Alles Weitere ist wieder absoluter Kletterwahnsinn und nach 4 Std. können wir uns die Hände schütteln.
Abstieg mit 2 x 45 m Abseilen und wieder langsames talwärts Schlendern muss nicht weiter beschrieben werden. Lediglich die Nussstangerl an der Mitterfeldalm verdienen es, gesondert erwähnt zu werden.
Hoffentlich schenkt uns der Herbst noch einige solch schöne Tage.

Walter

Tourendatum: 23.9.2012